Gefahr trotz Tüv-Siegels

TRIER. Noch immer erkranken Benutzer von Reinigungsmitteln, die diese Woche in Penny-Märkten verkauft wurden. Nun wird vermutet, dass Zusatzstoffe für die Gesundheitsgefahr verantwortlich sind.

"Zum Glück haben wir das Mittel noch nicht benutzt." Barbara Herges-Ruf aus Bernkastel-Kues ist eine von zahlreichen Penny-Kunden, die den Glas-Versiegler der Marke Magic Nano gekauft haben. Die dreifache Mutter wollte damit eigentlich ihre Fenster versiegeln, damit sie sie weniger putzen muss. Das jedenfalls verspricht der Hersteller der Produkte, das im baden-württembergischen Sonnenbühl beheimatete, 1979 gegründete mittelständische Unternehmen Kleinmann: "Brillengläser, die nicht mehr verkratzen, Silberbesteck, das nicht mehr anläuft, Spiegel, die nicht mehr beschlagen", heißt es in der Eigenwerbung. Außerdem seien die Reiniger mit der Nano-Technologie "sicher und unbedenklich", sie bestünden aus "natürlichen und handelsüblichen chemischen Inhaltsstoffen". Das muss den Käufern wie Hohn vorkommen. Denn Kleinmann musste die bundesweit in Penny-Märkten in Sprühflaschen verkauften Produkte zurückrufen, weil sie zum Teil lebensgefährliche Reaktionen auslösen können (der TV berichtete). Einige der Betroffenen mussten sogar ins Krankenhaus eingeliefert werden. Eine 59-Jährige aus der Nähe von Kaiserslautern musste, nachdem sie Magic Nano Glas- und Keramikversiegler benutzt hatte, wegen Atemnot und andauerndem Schüttelfrost behandelt werden. Bis gestern Mittag waren mindestens 22 solcher Fälle bekannt. Kurios: Auf den Flaschen prangt ein Tüv-Siegel. Das beziehe sich nur auf die Reinigungsflüssigkeit, nicht aber auf die Zusatzstoffe wie etwa Treibgas, sagt Bernd Zimmermann von der Herstellerfirma Kleinmann. Sein Unternehmen habe nur die Flüssigkeit hergestellt, in die Spraydosen abgefüllt worden sei es von einer anderen Firma. Es wird nun vermutet, dass das verwendete Treibgas oder das Korrosionsmittel die Atembeschwerden auslöst. Bei den zuvor in Pumpflaschen vertriebenen Produkten sei es nicht zu solchen Beschwerden gekommen. Zimmermann bezeichnet die Rückruf-aktion als Super-Gau für das Unternehmen. Betroffene sollten sich melden, sie erhielten eine Entschädigung. Barbara Herges-Ruf will ihre Flasche nun zu Penny zurückbringen. "Ich bin froh, dass nichts passiert ist", sagt sie.

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