Gefahrguthavarie: "Das war kein gewöhnlicher Unfall"

NEUENDORF. Der LKW-Unfall der Vorwoche hat weitere Auswirkungen: In den Flüssen sterben die Insekten. Die B 51 zwischen Stadtkyll (Kreis Daun) und Dausfeld (Kreis Bitburg-Prüm) ist zudem erneut gesperrt, der gesamte Verkehr wälzt sich wieder durch die Eifeldörfer.

 Tonnenweise Wasser: In diesen Tanks wird zur BASF gebracht, was seit acht Tagen von der Unfallstelle (im Hintergrund) in die Bäche läuft. Die Messungen ergaben hohe toxische Werte.Foto: Fritz-Peter Linden

Tonnenweise Wasser: In diesen Tanks wird zur BASF gebracht, was seit acht Tagen von der Unfallstelle (im Hintergrund) in die Bäche läuft. Die Messungen ergaben hohe toxische Werte.Foto: Fritz-Peter Linden

Mittwoch,zehn Uhr, auf der B 51 bei Olzheim: Unterhalb der Unfallstelle(der TV berichtete) wird immer noch Wasser abgepumpt."Seit letzten Mittwoch sind wir nonstop im Einsatz", sagt einfrierender Joachim Schmitz vom Spezialunternehmen "Weiss undKahne" aus Kirchheim an der Weinstraße. Das abgesaugte Wasser - viele hundert Tonnen - wird zur BASF nach Ludwigshafen transportiert, auf Schadstoffe überprüft und anschließend entsorgt."Aber da ist jetzt nix mehr drin", schätzt Schmitz.

Alles halb so wild? Am Morgen nach dem Unfall hieß es zuerst, es habe keine Gefahr für die rund 70 Einsatzkräfte oder die Bewohner der benachbarten Dörfer bestanden. Dennoch mussten alle Feuerwehrleute, Polizisten und Sanitäter zur Blutentnahme. Auch ihre Kleidung lieferten sie ab, damit sie verbrannt werden konnte.

Die Behörden haben sich daher vorigen Mittwoch für verschärfte Maßnahmen entschieden: "Das war kein gewöhnlicher Öl-Unfall, und deshalb werden jetzt weitere Sondierungen vorgenommen", sagt Kreis-Pressesprecher Rudolf Müller. Das heißt: Noch mehr Wasserproben, weiterer Erdaushub an der Unfallstelle. Dort, wo der Transporter vor acht Tagen mitsamt seiner gefährlichen Ladung in Flammen aufging, werden links und rechts der Bundesstraße die Leitplanken abmontiert, damit der Bagger freie Bahn hat. Außerdem wird durch die Teerdecke gebohrt.

Bis Freitagabend ist der Abschnitt deshalb nicht befahrbar. "Das war uns zu gefährlich", sagt Bruno von Landenberg vom Landesbetrieb Straßen und Verkehr in Gerolstein. "Nicht, dass uns da noch einer in einen Container reinfährt."

Der von den Behörden eingeschaltete Gutachter Gustav Kobberger ist indessen kurz angebunden: Keine Antwort auf die Frage, was er im Einzelnen zu tun gedenke, welche Schäden er vermutet, und wie groß die Fläche ist, die er untersuchen soll. "Ich darf sie freundlich bitten, diesen Bereich zu verlassen. Wie sind sie überhaupt hierher gekommen?"

Er werde "keine Details" preisgeben, sagt Kobberger, dabei gibt er nicht einmal Allgemeines preis. Stattdessen verweist er an die Kreisverwaltung: "Herr Müller wird ihnen alles sagen."

Schadstoff-Belastung bis Stausee Bitburg

"Das ist eine gute Antwort", sagt Müller, "wenn die Leute vor Ort auf jemanden verweisen, der nicht vor Ort ist." Er bittet um Nachsicht; man wolle die Informationen koordinieren, "damit nicht jeder was anderes erzählt."

Müller verspricht, die jüngsten Mess-Ergebnisse zu liefern, sobald sie vorliegen. Kurz vor 14 Uhr gibt er durch: "Das Landesamt für Wasserwirtschaft hat festgestellt, dass im Reutherbach ein Großteil der Kleinlebewesen gestorben ist. Auch im Verlauf der Prüm wurde das Absterben von Insektenlarven nachgewiesen." Noch im Bereich Mauel "waren fast alle Köcherfliegen tot und keine Steinfliegen nachzuweisen." Auch tote Wasserkäfer wurden gefunden.

Bis hinab zum Stausee Bitburg seien, wenn auch in schwächerer Form, schädigende Konzentrationen gefunden worden. Rudolf Müller: "Unsere Warnung bleibt im vollen Umfang erhalten." Daher darf weiterhin niemand an der Prüm Vieh tränken, Fische fangen oder dort Kinder spielen lassen.

Die erneute Sperrung der B 51 gilt bis voraussichtlich Freitagabend, 20 Uhr.

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