Geld, Kelche und Heiligenfiguren: Was in der Region aus Gotteshäusern gestohlen wird (Video/Hintergrund)

Trier · Kriminellen ist offenbar nichts heilig: Jedes Jahr registriert die rheinland-pfälzische Polizei Hunderte Einbrüche und Diebstähle aus Kirchen und Pfarrhäusern. Oft ist der angerichtete Schaden höher als der Wert der Beute.

 Der für Wellen zuständige Pastor Bernhard Bollig zeigt in der Kirche St. Kunibert den von Dieben beschädigten Tabernakel.

Der für Wellen zuständige Pastor Bernhard Bollig zeigt in der Kirche St. Kunibert den von Dieben beschädigten Tabernakel.

Foto: Klaus Kimmling

Ende September förderte ein Taucher aus der Obermosel einen mit Edelsteinen besetzten Kelch und eine Schale zu Tage . Zwei Diebe hatten die sakralen Gegenstände im Jahr zuvor aus der Wellener Pfarrkirche gestohlen und auf ihrer Flucht Richtung Grevenmacher von der Brücke in die Mosel geworfen. Sie hätten für die Stücke keine Verwendung gehabt, meinten die Kriminellen, nachdem sie geschnappt worden waren.

Der dreiste Diebstahl in Wellen an der Grenze zu Luxemburg ist kein Einzelfall: In Zeiten steigender Einbruchszahlen werden immer häufiger auch Kirchen, Kapellen oder Pfarrhäuser von Kriminellen heimgesucht. 2014 gab es im Bereich des Polizeipräsidiums Trier 30 Einbrüche und Diebstähle aus Kirchen, im Jahr darauf waren es 43. Im vergangenen Jahr registrierte die Polizei laut Sprecherin Sabvine Bamberg 31 Diebstähle aus Kirchen der Region.

Sind die Fälle nicht so spektakulär wie in Wellen, wird beispielsweise "nur" ein Opferstock oder der Behälter fürs Kerzengeld aufgebrochen, werde das oft gar nicht publik gemacht, sagt ein katholischer Geistlicher unserer Zeitung: "Da sind ja auch keine Millionenbeträge drin."

"Die Täter haben es überwiegend auf Bargeld und weniger auf sakrale Gegenstände abgesehen", sagt ein Experte des Mainzer Landeskriminalamts. Auch landesweit ist die Zahl der Diebstähle aus Kirchen in den vergangenen Jahren demnach deutlich gestiegen - von 188 Fällen im Jahr 2011 auf 284 Fälle im Jahr 2015.

Dabei sind häufiger katholische als evangelische Gemeinden betroffen. Sie seien halt reicher ausgestattet, sagen Spötter. Im Evangelischen Kirchenkreis Trier, der die komplette Region umfasst, wurden in den vergangenen fünf Jahren jedenfalls "nur" Einbrüche bekannt. In den meisten Fällen sei nichts Wertvolles entwendet worden, sagt Sprecherin Maike Roeber, dafür falle der angerichtete Schaden aber umso mehr ins Gewicht.

Auch im Moselort Wellen hatten die beiden Einbrecher Fenster eingetreten, Tresor und Tabernakel aufgebrochen, um an das Diebesgut zu gelangen. Von geschätzt 20.000 Euro Schaden spricht Pastor Bernhard Bollig.

Das wertvollste aus der Pfarrkirche St. Kunibert gestohlene Stück, eine vergoldete, 100 Jahre alte Monstranz, ist immer noch nicht aufgetaucht. Auch sie wurde von den beiden Einbrechern auf der Flucht in die Mosel geworfen.Mehr zum Thema

 Aufgetaucht: Gerd Siemon hält einen aus der Mosel geborgenen Kelch und den dazugehörigen Deckel in seinen Händen. Beides wurde im Dezember 2015 bei einem Einbruch aus der Wellener Kirche gestohlen. Foto: TV-Archiv/Jürgen Boie

Aufgetaucht: Gerd Siemon hält einen aus der Mosel geborgenen Kelch und den dazugehörigen Deckel in seinen Händen. Beides wurde im Dezember 2015 bei einem Einbruch aus der Wellener Kirche gestohlen. Foto: TV-Archiv/Jürgen Boie

Foto: Jürgen Boie (jbo) ("TV-Upload Boie"

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