"Gerade dabei, richtiger Saarländer zu werden"

TRIER. Das Bistum Trier verabschiedet sich an diesem Sonntag (17 Uhr) mit einer Pontifikalvesper von Weihbischof Felix Genn. Der 53-Jährige wird am 6. Juli als Oberhirte des Bistums Essen in sein neues Amt eingeführt. Wir sprach mit Genn über seine Trierer Zeit und die Arbeit im Ruhrbistum.

Ihre Tage als Trierer Weihbischof sind gezählt. Sie werden am 6. Juli als Oberhirte des Bistums Essen mit rund einer Million Katholiken eingeführt. Was sind für Sie die besonderen Herausforderungen in dem neuen Amt? Genn: Eine Herausforderung ist zunächst das Bistum Essen selbst. Es gilt, die Menschen dort kennen zu lernen. Das bedeutet: ihre Situation, ihr Leben, ihre Probleme, ihren Glauben. Das ist eine der wichtigsten Aufgaben für den Anfang. Dazu kommt die große Herausforderung des Bischofsamtes selbst. Für mein zukünftiges Bistum da zu sein, zu sorgen, zu ermutigen, zu leiten, zu entscheiden: Das alles wird nur mit dem Beistand von Gottes Geist wirklich gut gelingen können. Dafür bete ich, darum bitte ich. Sie gelten als kirchenpolitisch zurückhaltend. Der große Auftritt ist nicht Ihre Sache. Wird ein Bischof Genn künftig nicht stärker die Öffentlichkeit suchen müssen? Genn: Sagt man das? Was heißt zurückhaltend? Gut, ich dränge mich nicht nach jedem Mikrofon. Aber ist das Zurückhaltung? Als Bischof von Essen werde ich sicher in der einen oder anderen Angelegenheit die Öffentlichkeit suchen. Aber das ist dann auch meine Aufgabe. Etwa wenn es um Fragen der Gerechtigkeit gehen sollte. Wenn ich durch einen so genannten großen Auftritt wirklich helfen könnte - na denn. Aber meine Erfahrung ist eine andere: Die Probleme werden in Wirklichkeit eher im Stillen und mit viel Arbeit gelöst. Was sollte gerade einen Ruhr-Bischof auszeichnen? Genn: Zunächst das Gleiche wie jeden anderen Bischof. Das bedeutet, ein guter Hirte sein zu wollen, der mit seiner Ortskirche lebt, sie zur Nachfolge Jesu Christi anleitet und vor allem voran geht. Dann sollte natürlich ein Ruhrbischof möglichst schon mal eine Fabrik von innen gesehen und einen Draht zur Welt der Arbeit haben. Dazu Verständnis für die Situation der Menschen in einer Riesenstadt wie sie das ganze Bistum, mit wenigen Ausnahmen, darstellt. Welche Erfahrungen, die Sie im Bistum Trier machten, können Sie in Essen mit einbringen? Genn: Ich war die vergangenen Jahre als Weihbischof für das Saarland zuständig. Da sind mir etwa die Probleme der Strukturanpassung nicht verborgen geblieben. Aber ansonsten gilt, was ich mir auch vor meiner Tätigkeit im Saarland vorgenommen hatte: Erst einmal sehen und zuhören. Also könnte es auch sein, dass ich recht wenig meiner bisherigen Erfahrungen einbringen kann, also neu lernen muss. Sie waren Weihbischof seit 1999 und für den "Trierischen Teil" des Saarlandes zuständig. Wie haben Sie in all den Jahren die Saarländer kennen- und hoffentlich auch schätzen gelernt? Genn: Es fällt mir nicht so ganz leicht, vom Saarland und seinen Menschen weg zu gehen. Ich habe das schon öfter gesagt: Ich hätte hier gerne weiter gearbeitet, schließlich habe ich ja gerade erst angefangen. Nun ist alles anders gekommen. Als Rheinländer war ich gerade dabei, ein richtiger Saarländer zu werden. Ich schätze hier - unter vielem anderen - die Zugänglichkeit und Offenheit der Menschen, ihren Realismus, ihre Verwurzelung auch im Glauben. Sie haben einen guten Namen bei kirchlichen Vereinen, Verbänden und Organisationen. Gibt es dafür ein Patentrezept? Genn: Es freut mich, dass sie das so feststellen. Wie fast immer gibt's natürlich kein Patentrezept. Ich habe mich niemals so und so verhalten, damit ich einen guten Namen bei dem oder jenem habe. Vielleicht ist es wirklich wichtig und richtig, hinzuhören und erst dann zu weiteren Schritten zu kommen. Sie waren Vorsitzender der Kommission zur Prüfung der Vorgänge um die so genannte Marienerscheinungen in Marpingen. Zu welchem Ergebnis sind Sie gekommen? Wann wird der Bericht vorgelegt? Genn: Ich habe meinen Bericht zur Untersuchungskommission Bischof Marx vorlegt. Aber es ist eben nur ein Bericht, noch nicht der Abschlussbericht der Kommission. Bischof Marx wird entscheiden, wie es mit den Ergebnissen weiter geht oder was noch untersucht werden soll. Einen Zeithorizont dafür kann ich nicht definieren. Nach meiner Ansicht sollte man hier keinen Zeitdruck produzieren. Das Gespräch führte Guido Peters.

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