Gerichtsvollzieher vor Gericht

TRIER. (sey) Ein Gerichtsvollzieher aus dem Raum Trier muss sich am Montag vor dem Trierer Landgericht verantworten. Der 49-jährige Beamte soll jahrelang Gläubiger übers Ohr gehauen haben. Laut Anklage war der Gerichtsvollzieher selbst verschuldet.

Wer bekommt schon gerne Besuch vom Gerichtsvollzieher? Wenn die seriösen Herren, ausgestattet mit ernstem Blick und Aktentasche, an der Haustür klingeln, hat der Wohnungsbesitzer in der Regel ein Problem - ein finanzielles. Gerichtsvollzieher treiben nämlich für andere Leute Schulden ein, und das mit amtlichem Segen. Hat der unfreiwillige Gastgeber kein Geld im Haus, packt der Gerichtsvollzieher den "Kuckuck" aus und klebt ihn auf Omas Silberbesteck oder den Zweitfernseher. Der gepfändete Kram wird irgendwann versteigert, der Gläubiger bekommt das Geld. In Trier steht am Montag ein Gerichtsvollzieher vor dem Kadi, der es mit der Weitergabe der Penunzen nicht so genau genommen haben soll. Das jedenfalls glaubt Staatsanwaltschaft Peter Fritzen. Nach seinen Ermittlungen hat der 49-jährige Beamte zwischen 1995 und 1999 dutzende Male bei Schuldnern abkassiert, die Schecks oder das Geld aber erst Monate später an die Gläubiger weitergeleitet. In der Zwischenzeit soll der Gerichtsvollzieher das Geld auf dem eigenen Konto geparkt und so seine Zins-Last verringert haben. Sein Konto war offenbar tief in den roten Zahlen - Schulden vom Häuslebau, sagt Staatsanwalt Fritzen. Einmal soll der mittlerweile in den Justiz-Innendienst strafversetzte Gerichtsvollzieher sogar nur ein Zehntel des kassiertes Betrags von 15 000 Euro an den Gläubiger weitergeleitet haben. Die krummen Touren waren bei einer internen Prüfung aufgefallen. Wegen der "äußerst schwierigen Ermittlungen" (Staatsanwalt Fritzen) dauerte es fünf Jahre, bis dem Beamten nun der Prozess gemacht wird.

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