Gespielte Katastrophe

TRIER/CATTENOM. Im Kernkraftwerk Cattenom wird heute der Ernstfall geprobt: Ein Zwischenfall in einem Block des lothringischen Atom-Meilers setzt Radioaktivität frei. An der grenzüberschreitenden Übung ist auch die Trierer Aufsichts- und Dienstleistungs-Direktion (ADD) beteiligt.

 Seit 20 Jahren am Netz: Im Atomkraftwerk Cattenom gibt es immer wieder Zwischenfälle. Heute wird der Ernstfall geprobt. TV-Foto: Archiv/Elmar Kullick

Seit 20 Jahren am Netz: Im Atomkraftwerk Cattenom gibt es immer wieder Zwischenfälle. Heute wird der Ernstfall geprobt. TV-Foto: Archiv/Elmar Kullick

Heute kommt es zur Katastrophe: Im Kernkraftwerk Cattenom wird es im Laufe des Tages einen schwerwiegenden Störfall geben. Aus dem fünften Block des Atommeilers an der Obermosel werden am Morgen radioaktive Stoffe austreten, eine Schule in dem kleinen lothringischen Ort muss evakuiert werden, in ganz Frankreich wird Alarm ausgelöst. Die Nachbarländer Luxemburg, Rheinland-Pfalz und Saarland sollen informiert werden. Eine gespielte Katastrophe. Der Ernstfall wird nur geprobt.Das Drehbuch stammt aus Paris

Block fünf des nahe am Kreis Trier-Saarburg liegenden Kraftwerks gibt es nicht. Trotzdem soll alles so realistisch wie möglich ablaufen. Wie genau der simulierte Störfall aussehen wird, weiß noch keiner. Weder im Kernkraftwerk selbst, noch in der für Lothringen zuständigen Metzer Präfektur. Das Drehbuch für die nationale Übung wurde in Paris geschrieben. Klar ist nur, es wird einen nuklearen Zwischenfall geben. Alle drei Jahre wird landesweit der atomare Ernstfall geprobt, im Kernkraftwerk Cattenom gibt es angeblich jeden Monat eine solche Übung. Immer wieder gibt es Zwischenfälle in dem vor 20 Jahren ans Netz gegangenen Meiler. Allein für dieses Jahr sind fünf auf der Internet-Seite des Betreibers EDF aufgeführt, allesamt mit der niedrigsten Gefahrenstufe klassiert: Keine Gefahr für Mensch und Natur. In der für den Katastrophenschutz für Rheinland-Pfalz zuständigen ADD in Trier wird während der heutigen Übung ein fünfköpfiger Katastrophenschutzstab eingesetzt. Ein Mitarbeiter der Behörde sowie einer der Kreisverwaltung Trier-Saarburg werden in der Metzer Präfektur sein und von dort Informationen via Satelliten-Telefon in ihre Verwaltungen schicken. Auch das Mainzer Innenministerium wird laufend über die angebliche Gefahrenlage informiert werden. Geprobt werden soll vor allem die Kommunikation, sagt Volker Meyer von der ADD. Man sei gespannt, wie und wann die Informationen aus Cattenom und Metz in Trier einträfen. Bei der letzten Großübung im Januar 2004 zeigten sich genau darin die Schwächen der Zusammenarbeit. Aus Frankreich kamen die Informationen spärlich oder viel zu spät. Danach habe man sich mit den Metzern geeinigt, dass bei einem Ernstfall die Informationen direkt aus dem Kernkraftwerk an die benachbarten Katastrophenschützer gehen sollen. Die Bevölkerung wird von der Übung nichts mitbekommen. Nur in Cattenom soll am Nachmittag eine Schule evakuiert werden. Bei der ADD geht man davon aus, dass die Region Trier bei dem angenommenen Störfall "nicht gefährdet" sein wird.

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