Gestresster Wald

MAINZ. 2003 war ein schlechtes Jahr für den Wald in Rheinland-Pfalz: Der Waldzustandsbericht verzeichnet nur noch 25 Prozent gesunde Bäume, alle anderen sind geschädigt.

Der extrem heiße und trockene Sommer hat dem Wald kein gutes Jahr beschert. Seit Jahrzehnten durch Schadstoffe geschwächt, erwies sich für die Bäume nun die Witterung als nicht zu verkraftender Stress. Nur noch jeder vierte weist keine Schäden auf. Das besagt der Waldzustandsbericht, den das rheinland-pfälzische Umweltministerium vorgestellt hat.Trockenheit macht den Bäumen zu schaffen

Die Belastung des Waldes durch Schadstoffe geht zwar zurück, doch außerordentliche Witterungslagen lassen drei Viertel der Bäume nicht gut dastehen. Ausgeprägter Trockenstress setzte etwa den Eichen im Pfälzerwald und an der Mosel oder den Nadelbäumen auf dem Hunsrück zu. Die Buchen waren bereits aus den Vorjahren hoch geschädigt. Forstexperten registrierten über den Wipfeln des Pfälzerwaldes über einen längeren Zeitraum extreme Temperaturen von mehr als 35 Grad. Auch wenn Umweltministerin Margit Conrad (SPD) den Sommer 2003 nicht als Zeichen einer Klimakatastrophe deuten will, so diagnostiziert sie doch einen schleichenden Klimawandel.Durch eine Belastung mit Säuren und Stickstoff geschwächt, hält der Wald nach ihren Angaben den Stress durch Hitze und Trockenheit nicht aus. Unter diesen Bedingungen kommt der richtigen Auswahl von Bäumen besonderes Gewicht zu. Die widerstandsfähigsten und am besten wachsenden Bäume werden beim Umbau des Waldes herangezogen, versichern die Forstexperten. Selbst wenn einzelne Förster verstärkt an die gegen Wärme unempfindlichere Linde denken, bleiben bei den Laubbäumen Eiche und Buche erste Wahl.Zum schlechteren Zustand des Waldes hat Insektenbefall erheblich beigetragen. Die seit Sommer 2000 vor allem in der Eifel und im westlichen Hunsrück aufgetretene Buchenkomplexkrankheit hat sich ausgeweitet. Fichte, Kiefer und Lärche sind durch Borkenkäfer geschädigt. Schwammspinner und Eichenprachtkäfer sind höchst aktiv. Ein verregnetes Frühjahr könnte die Population der Waldschädlinge erheblich bremsen.Nach Angaben Conrads muss die Belastung der Umwelt mit Schadstoffen wie Stickoxide und Ammoniumverbindungen weiter deutlich verringert werden. Mehr als 60 Prozent der Stickoxide werden vom Verkehr produziert. Mit der ab 2005 geltenden Euro-4-Norm soll der Ausstoß bundesweit bis 2010 auf 400 000 Tonnen halbiert werden. Um die starke Ammoniak-Belastung aus der Tierhaltung abzubauen, sollen Biogas-Anlagen ausgebaut werden.Energiesparen und der Einsatz erneuerbarer Energie können zudem Schadstoffe vermeiden. Atomkraft ist für Conrad keine Alternative. Das hieße, den Teufel mit dem Beelzebub austreiben, sagte die Ministerin.Der komplette Bericht im Internet: www.wald-rlp.de

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