Gesucht wird: Jung, qualifiziert, flexibel

Die Arbeitslosigkeit in der Region war seit langem nicht mehr so niedrig wie bisher, die Konjunktur brummt und trotzdem jammern die Betriebe: Sie finden keine qualifizierten Beschäftigten.

Trier. 1990 gab es noch rund 300 000 Arbeitskräfte in der Region, in zwei Jahren dürften es noch gerade 275 000 sein. 2030, so wird geschätzt, sind es noch rund 211 000, davon werden mehr als ein Drittel älter als 60 Jahre sein. Der demografische Wandel mit einem drastischen Bevölkerungsrückgang schlägt sich auch auf dem Arbeitsmarkt nieder. Die Zahl der potenziellen Erwerbspersonen geht zurück, der Anteil der älteren Arbeitnehmer steigt. Bereits jetzt liegt das Durchschnittsalter der rheinland-pfälzischen Arbeitnehmer bei 43 Jahren, bis 2030 wird es Statistikern zufolge bei 51 liegen. Diese Entwicklung werde den Fachkräftemangel in der Region weiter verschärfen, glauben Arbeitsmarktexperten bei der Trierer Handwerkskammer (HWK). Handwerksbetriebe schlagen bereits jetzt Alarm: 2500 Stellen in der Region können nicht besetzt werden, weil es an geeigneten Bewerbern fehlt. Doch auch in anderen Branchen bleiben offene Jobs unbesetzt - etwa im Handel oder der Gastronomie -, wo händeringend nach Fachverkäufern gesucht wird. Einen Mangel gibt es auch bei Ingenieuren, Informatikern, Architekten oder Wirtschaftswissenschaftlern. Trotz allem will man bei der Trierer Arbeitsagentur nicht von einem dramatischen Fachkräftemangel sprechen. Denn oft, so der Vize-Chef der Agentur Jürgen Dillmann, liege es gar nicht daran, dass es nicht genügend Bewerber auf entsprechende Stellen gebe, sondern daran, dass den Jobsuchenden grundlegende Qualifikationen fehlten. Eine abgeschlossene Ausbildung und Berufserfahrung sind heute nämlich längst nicht alles was eine Fachkraft auszeichnet. Auch die sogenannten Softskills - also Fähigkeiten wie Teamfähigkeit, Fremdsprachenkenntnisse und soziale Kompetenz - sind ausschlaggebend für einen Job. Gerade in diesen Bereichen stellten die Betriebe mittlerweile hohe Anforderungen, sagt Dillmann. Fachkräftemangel ist nicht nur in der Region ein Thema. Bundesweit fehlen gut ausgebildete, erfahrene Arbeitskräfte. Der Verwaltungsratschef der Bundesagentur für Arbeit, Peter Clever, fordert daher, dass die Zahl der Zuwanderer in Deutschland erhöht werden muss. Der Präsident des deutschen Handwerks spricht davon, junge Osteuropäer ins Land zu holen, um freie Ausbildungsplätze zu besetzen. Dillmann sieht ebenfalls Bedarf für ausländische Fachkräfte in der Region. "Wenn es nicht mehr genügend geeignete Bewerber vor der Haustür gibt, dann müssen die Betriebe eben auf auswärtige Qualifizierte zurückgreifen."

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