Gonzerath wird dichtgemacht

GONZERATH. Wegen der für heute geplanten offiziellen Eröffnung des NPD-Schulungszentrums in Gonzerath (Kreis Bernkastel-Wittlich) haben rund 75 Gruppierungen zu einer Protestveranstaltung aufgerufen. Mehr als 500 Teilnehmer werden erwartet. Auch die Polizei wird mit einem Großaufgebot vor Ort sein.

Der Widerstand gegen die im Hunsrück-Ort Gonzerath eingerichtete Kaderschmiede der rechtsextremen NPD wächst. Rund 75 Parteien, Vereine und andere Gruppierungen haben für heute um 14 Uhr zu einer Protestkundgebung auf dem Parkplatz gegenüber der alten Gonzerather Schule aufgerufen. Das einem Privatmann gehörende Gebäude wird von der rheinland-pfälzischen NPD seit einigen Monaten regelmäßig für Veranstaltungen genutzt. Künftig sollen in dem nach dem Hunsrücker Räuberhauptmann Schinderhannes benannten Zentrum einmal monatlich Jugendliche und potenzielle NPD-Kandidaten für die Kommunalwahlen in zwei Jahren geschult werden.Mehr als 500 Teilnehmer erwartet

"Kein Nazi-Zentrum in Gonzerath und anderswo", lautet dagegen die Forderung des regionalen Bündnisses gegen Rechts, das in seinem Protest gegen das NPD-Schulungszentrum von dutzenden politischer, kirchlicher, gewerkschaftlicher und privater Gruppierungen unterstützt wird. Zur heutigen Kundgebung und der anschließenden Diskussionsveranstaltung in der örtlichen Schackberghalle werden über 500 Teilnehmer erwartet, sagt ein Sprecher des Bündnisses. Als Redner sind unter anderem Landtagspräsident Joachim Mertes, Landtagsabgeordneter Dieter Burgard, Bürgermeister Gregor Eibes (Morbach), der Trierer DGB-Vorsitzende Karl-Heinz Päulgen und Markus Pflüger vom Bündnis gegen Rechts vorgesehen. Wegen des erwarteten Andrangs wird die Polizei mit einem Großaufgebot vor Ort sein. Kontrollstellen auf allen Zufahrtsstraßen

Auf allen Zufahrtsstraßen nach Gonzerath würden Kontrollstellen der Polizei eingerichtet, heißt es auf der Internetseite des Bündnisses gegen Rechts. Die Bundesstraße 269, die durch Gonzerath führt, wird nach Angaben des Morbacher Ordnungsamts von 12 bis 18 Uhr gesperrt. Heißt: Die Demonstranten müssen außerhalb parken und etwa eine Viertelstunde Fußmarsch einkalkulieren. Auch der Linien-Busverkehr wird nach Angaben des Bündnisses gegen Rechts eingeschränkt. Der letzte Bus nach Gonzerath fährt in Morbach um 12.25 Uhr ab, am Wittlicher Hauptbahnhof um 12.28 Uhr und in Bernkastel um 12.52 Uhr. Auflagen gibt es auch für die Kundgebung: So gilt etwa ein striktes Alkohol- und Vermummungsverbot, Glasflaschen sollten keine mitgebracht werden. Selbst die Länge der Holzstangen für die Protest-Transparente ist begrenzt (2,50 Meter). Die alte Schule, in der die rechtsextreme Eröffnungsfeier stattfinden soll, wird aus Sicherheitsgründen mit Gittern abgesperrt. Weitere Auflagen seien möglich, wenn die Situation dies erfordere, heißt es von Polizei und Ordnungsamt. Der mit Zweitwohnsitz in Gonzerath gemeldete stellvertretende NPD-Landesvorsitzende Sascha Wagner kündigte indes an, dass die Rechtsextremen die heutige Diskussionsveranstaltung in der Schackberghalle besuchen wollten, "um mit Lügen und Halbwahrheiten aufzuräumen". Kaum vorstellbar, dass die Polizei das direkte Aufeinandertreffen der beiden Gruppen zulassen wird.

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