Gottschalk residiert auf Teufelsfelsen

REMAGEN. Das Remagener Schloss Marienfels, zwischen Remagen und Oberwinter auf der Rheinhöhe gelegen, schlummerte lange Jahre im Dornröschenschlaf. Doch als neue Residenz des blonden Fernseh-Entertainers Thomas Gottschalk rückt es erneut ins Rampenlicht.

Dass Thomas Gottschalk Schloss Marienfels bei Remagen gekauft hat, ist hinlänglich bekannt. Doch was ist das für ein Gebäude, das den Entertainer derart begeistert hat? Der Marienfels am Rhein hat eine lange Geschichte. Im abergläubischen Mittelalter war man sicher, dass in einer Höhle am Fuße des Felsens der Teufel wohnt. Als nun 1858 Eduard Frings aus Krefeld-Uerdingen das Gelände erwarb, ließ er als erstes von Baumeister Karl Schnitzler vor der Höhle eine halbrunde Nische bauen, in der noch heute eine wunderschöne Muttergottesfigur mit Kind steht und damit dem Teufel den Garaus macht. Das berichtet Remagens Altbürgermeister Hans Peter Kürten in seinem Buch "Im Namen Roms". So war klar, dass das neue Schloss, zu dem am 17. Mai 1859 der Grundstein gelegt wurde, den Namen "Marienfels" erhielt. Parade-Standort auf der Rheinhöhe

Architekt war der berühmte Dombaumeister Zwirner, der auch am Kölner Dom sowie der Apollinaris-Kirche seinen Anteil hatte. Eine eigene Burg zu besitzen, das war um die Mitte des 19. Jahrhunderts der Traum vieler vermögender Zeitgenossen. Eine solche Residenz erinnerte an die überragende Stellung des Adels und schließlich gehörte man ja zumindest zum Geldadel. Begehrter Paradestandort für einen solchen Wohnsitz war natürlich eine Rheinhöhe mit überwältigender Aussicht. Da es nicht mehr darum ging, Feinde abzuhalten, wurden verspielte, romantische Schlösser errichtet. Marienfels, erbaut im neuenglischen Stil, bereitete jedoch zuerst Schwierigkeiten. Mit der Wasserversorgung klappte es nicht so recht, bis man oberhalb des Schlosses eine Quelle finden und freibohren konnte. Eduard Frings zog mit seiner Familie im Herbst 1860 in die ersten drei fertig gestellten Räume ein. 1875 starb der Bauherr, doch seine Frau blieb Remagen und dem Schloss treu. Erst 1907 kaufte es der Kölner Industrielle Otto von Guilleaume. Bis auf den Einbau von diversen Bädern und modernen Wasserklosetts ließ er den Bau unverändert. "Der achteckige Turm, Zinnen und Ecktürmchen an der Balustrade oberhalb des zweiten Stockwerkes, Veranda, Balkon an der Ostseite, das Eingangsportal an der Westseite, die großen Flächen der Fassaden mit ihren Schmuckelementen, fügen sich zu einem durchaus eindrucksvollen Werk zusammen", beschreibt es Matthias Röcke in seinem Buch "Burgen und Schlösser zwischen Ahr und Brohlbach". Und weiter: "Ein wenig Orient bei den verbundenen Bögen der Nordseite, ein wenig altes Rom bei den Figuren, ein wenig Barock im Garten, ein wenig Renaissance bei den Säulenkapitellen und auch ein wenig Neuzeit bei den Betonsäulen unter der Terrasse, das ergibt eine Mischung, die an Disney-Land erinnert." 1936 erwarb der Remagener Türenfabrikant Otto Becher das Schloss, um 1960 war die Gesellschaft "Klinik Sanatorium Schloss Marienfels" der Besitzer. In dieser Zeit baute man kleine Holzhäuser in den Park, die aber alle wieder verschwanden. 1975 kaufte der Eigentümer von Schloss Drachenburg, Paul Spinat, der wohl eigenwilligste Besitzer von Marienfels, das Anwesen und nahm umfangreiche Renovierungen vor, wobei überall seine Vorliebe zum Blattgold hervor- trat. Er öffnete sogar die Pforten für Besucher. Zu seiner Zeit war eine tägliche Besichtigung des Schlosses möglich. Das endete, als 1989 eine Tochter des so genannten Burgenkönigs, Katharina Hillebrand, Marienfels erwarb. Bis 1992 wurden unter fachlicher Betreuung des Landesamtes für Denkmalpflege umfangreiche Instandsetzungsarbeiten durchgeführt, so dass Entertainer Gottschalk im vergangenen Sommer sicher ein gut erhaltenes Schlösschen erwerben konnte.

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