Grenzregion kein Tummelplatz für Räuberbanden

MAINZ. Die Kriminalitätsraten in den Grenzregionen spiegeln trotz einzelner Überfallserien einiger vom Ausland aus agierender Banden im wesentlichen die landesweite Entwicklung wider. Zu einer "außergewöhnlichen" Steigerung ist es laut einer Analyse des Landeskriminalamtes (LKA) in den vergangenen Jahren nicht gekommen.

Spektakuläre Überfälle auf Banken und Poststellen in der Grenzregion produzieren seit 2002 zwar immer wieder Schlagzeilen, sind aber nach Einschätzung des LKA keine Anzeichen dafür, dass sich dort Tummelplätze für Räuberbanden gebildet haben. Klar ist dennoch: Die Täter, vor allem Rumänen, kommen meist zu ihren Raubzügen über die Grenze und flüchten anschließend wieder zurück nach Belgien, wo häufig die geknackten Geldautomaten aufgefunden wurden, oder nach Frankreich. Eine vergleichende Untersuchung ausgewählter Kriminalitätsbereiche kommt zu dem Ergebnis, dass die landesweite und die durchschnittliche Entwicklung der grenznahen Regionen (Einsatzgebiete der Polizeidirektionen Trier, Wittlich, Pirmasens und Landau) "relativ ähnlich" verläuft. Jährliche Schwankungen liegen jeweils nur um wenige Prozentpunkte auseinander. Einzelne Ausreißer gibt es gleichwohl: So nahm im Bereich der Direktionen Wittlich und Trier 2004 diese eng definierte Art der Kriminalität um mehr als 26 und 28 Prozent zu, während sie im Durchschnitt zwischen fünf (Land) und acht Prozent (grenznahe Regionen) anwuchs. Im Bereich Pirmasens und Landau gingen gleichzeitig die Zahlen sogar zurück. Nach der Zerschlagung mehrerer Banden, von denen eine auch im Raum Trier agierte, verringerten sich die Fallzahlen 2005 deutlich. In Wittlich stiegen sie allerdings auch 2005 entgegen dem Trend um neun Prozent. Bei einer Serie von Wohnungseinbrüchen entlang der Sauer kamen die Täter aus einem Asylbewerberwohnheim in Luxemburg, das nahe der Grenze liegt. Ein Vergleich der absoluten Zahlen ausgewählter Delikte weist für den Bereich der Polizeidirektion Trier in den beiden vergangenen Jahren mit jeweils mehr als 1000 Fällen ein Niveau leicht über dem Mittelwert aus. Aus Sicht von LKA-Abteilungsleiter Rainer Hofmann ist dieser Zuwachs aber nicht allein auf grenzüberschreitende Kriminalität zurückzuführen. "Schwankungen sind Hingucker und zu hinterfragen", so der Experte. Doch die von der Untersuchung festgestellten Indizien sind nach seiner Meinung eindeutig: "Der Eindruck, dass im grenznahen Bereich die Kriminalität tobt, trügt." Es gebe Belastungen, aber keine Brennpunkte, sagt Hofmann, der den engen Informationsaustausch und die gute Zusammenarbeit der Polizei über die Grenze hinweg lobt. Gemeinsame Ermittlungsgruppen stehen zwar auf dem Wunschzettel der Kripo-Beamten ganz oben. Doch gibt es derzeit noch rechtliche Hürden für eine solche grenzüberschreitende Kooperation, weil der europäische Verfassungsvertrag noch nicht gilt.

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