Große Probleme, lokale Lösungen

Trier/Ouagadougou · Burkina Faso steht im Fokus der diesjährigen Misereor-Fastenaktion. Besonders zwei Hilfsorganisationen sollen profitieren.

Trier/Ouagadougou (dpa) Zwei Autobatterien speisen die Kühltruhe in der Mini-Molkerei von Tambolo mit Strom. Mariam Diallo legt ein paar durchsichtige Milchtüten hinein. Die Witwe leitet die dorfeigene Genossenschaft. 42 Liter Milch produzieren die 15 Kühe der Kleinbauern pro Tag zusammen - so viel wie in Deutschland eine einzige Kuh. Mit dem billigen Milchpulver aus Europa könne die Mini-Molkerei da nicht mithalten, sagt Diallo: "Die Kinder, die wir mit unserer Milch und unserem Joghurt in die Stadt schicken, kommen manchmal zurück, ohne irgendetwas verkauft zu haben."
Als Misereor-Hauptgeschäftsführer Pirmin Spiegel und der Trierer Bischof Stephan Ackermann die Mini-Molkerei im Süden von Burkina Faso Mitte Februar besuchen, kommt fast das ganze Dorf zusammen. Nur ein paar Kinder pumpen zeitgleich aus dem Tiefbrunnen per Hand Wasser. Die Kanister fahren sie mit einer Eselskarre zu den Kühen. Die weiden 30 Kilometer entfernt. Denn unmittelbar um den Ort haben Gemüsebauern aus anderen Dörfern Ackerflächen. "Wenn die Kühe die kaputt machen, kommt jemand von der Behörde und beschlagnahmt unsere Tiere", sagt Diallo.
Teils gewaltsame Auseinandersetzungen um das wenige nutzbare Land, verstärkte Bodenerosion durch den Klimawandel und Milchpulverimporte, die den heimischen Markt kaputt machen - all diese Probleme tragen die Dorfbewohner aus Tambolo der Misereor-Delegation aus Deutschland vor. Lösen kann Misereor die großen Probleme nicht. Das Hilfswerk setzt auf die Unterstützung lokaler Organisationen.
Bischof Ackermann: "Wir kommen hier mit unseren Vorstellungen von Effektivität hin. Aber die Bauern hier wissen selbst, was für die Landschaft, die Böden und ihr Vieh wichtig ist." Burkina Faso in Westafrika ist Partnerland der diesjährigen Misereor-Fastenaktion, die am 5. März in Trier eröffnet wird. "Wenn man die Arbeit der Misereor-Partner vor Ort erlebt, spürt man, dass die Hilfe ankommt", sagt er nach dem Besuch mehrerer Hilfsprojekte.
Zum Beispiel durch die lokale Organisation Pasmep, die mit Hilfe von Misereor Mariam Diallo einen Zuchtbullen geschenkt hat. "Die Rasse soll etwas mehr Milch geben", sagt Diallo. Auch an der Beschaffung von besserem Futter arbeitet Pasmep mit den Kleinbauern. Die Misereor-Delegation trifft in der Nähe von Yako auf Assieta Zita bei der Zwiebelernte. Auch hier haben Kleinbauern eine Genossenschaft gegründet. Beim Düngen und der Schädlingsbekämpfung setzen sie inzwischen auf alte Naturmittel. Darauf gebracht hat sie die Organisation Diobass. Sie setzt auf die Erfahrung und die Kenntnisse vor Ort. Auch Diobass soll von der diesjährigen Misereor-Fastenaktion `Unterstützung erhalten.EINES DER ZEHN äRMSTEN LäNDER DER WELT


Extra

(dpa) Burkina Faso liegt in Westafrika am Rande der Sahelzone. Es zählt zu den zehn ärmsten Ländern der Welt. 43 Prozent der Bevölkerung leben unterhalb der absoluten Armutsgrenze. Die frühere französische Kolonie wurde 1960 unabhängig und hieß bis 1984 Obervolta. Nach einem gescheiterten Militärputsch kam es im November 2015 zu Präsidentschaftswahlen, bei denen der Oppositionspolitiker Roch Marc Kaboré zum Staatsoberhaupt gewählt wurde.

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