Großrazzia im Rotlichtmilieu

Mainz/Trier. (dpa) Bei einem Großeinsatz zur Bekämpfung der Zwangsprostitution hat die Polizei in den Ländern Rheinland-Pfalz, Hessen, Baden-Württemberg und Bayern viele hundert Bordelle, Klubs, Bars und Wohnungen kontrolliert. Auch der Raum Trier war von dem Großeinsatz betroffen.

Allein in Rheinland-Pfalz wurden 22 Menschen festgenommen und 34 Strafanzeigen erstattet. Der rheinland-pfälzische Innenminister Karl Peter Bruch (SPD) sprach am Donnerstag mit Blick auf die bevorstehende Fußball-Weltmeisterschaft und den befürchteten Zustrom von Prostituierten von einer "Schwerpunktsetzung an der richtigen Stelle". "Die Kontrollaktion war sehr erfolgreich und weitere werden folgen", kündigte Bruch in Mainz an. Gezielter Schlag gegen Zwangsprostitution

Ziel der Aktion war unter anderem, Opfern von Menschenhandel und Zwangsprostitution aus ihrer verzweifelten Lage herauszuhelfen. In Rheinland-Pfalz kontrollierten nach den Angaben 671 Polizeibeamte und Vertreter der Staatsanwaltschaft, des Zolls, der Steuerfahndung und der Stadtverwaltungen insgesamt 388 Betriebe des Rotlichtmilieus. An der gestrigen Aktion hat sich auch das Polizeipräsidium Trier - unterstützt durch die Bereitschaftspolizei Wittlich-Wengerohr - mit einem Großeinsatz beteiligt. Rund 120 Polizeibeamte überprüften das Rotlichtmilieu im Zuständigkeitsbereich des Polizeipräsidiums. In insgesamt 39 einschlägig bekannten Barbetrieben, Klubs, Bordellen und Terminwohnungen in der Region wurden 155 Personen überprüft. Zwei Rumäninnen wurden im Rahmen der Großkontrolle wegen illegalen Aufenthalts vorläufig festgenommen. Die beiden 20 und 23 Jahre alten Frauen waren illegal in einem Barbetrieb im Raum Wittlich tätig. Auch in der Region Trier wird das Rotlichtmilieu - wie von Bruch angekündigt - künftig ein Schwerpunkt polizeilicher Kontrollmaßnahmen sein. Mit dieser und weiteren Kontrollen wolle die Polizei das Milieu "abklopfen", also kriminelle Strukturen aufhellen, neue Ermittlungsansätze gewinnen und Personen ermitteln, die das Geschäft illegal betreiben, teilte das Polizeipräsidium Trier dazu weiter mit. Gegen die Verdächtigen in Rheinland-Pfalz und den anderen beteiligten Bundesländern wird in den meisten Fällen wegen illegalen Aufenthalts und illegaler Betätigung in Barbetrieben ermittelt. Die Beamten griffen unter anderem eine 14-Jährige auf, die als Prostituierte arbeitete. Die Hoffnung darauf, der Armut und Perspektivlosigkeit in der Heimat zu entkommen, lasse Frauen zu Opfern von Menschenhändlern werden, betonte Bruch. Hintermänner nutzten die Zwangslage oder Hilflosigkeit der Frauen für ihre Zwecke und beuteten die Frauen aus. Die Opfer kämen vorwiegend aus Ost- und Südosteuropa, aber auch aus Südostasien und Deutschland. Bei dem Ziel, Frauen aus Zwangssituationen herauszuhelfen, arbeite die Polizei eng mit der Hilfsorganisation Solwodi zusammen, hieß es weiter. Sie kümmert sich um Frauen in Notlagen. Angesichts der befürchteten Zwangsprostitution zur Fußball-WM bietet die Hilfsorganisation mit Sitz in Boppard (Rhein-Hunsrück-Kreis) seit 1. Mai eine telefonische Beratung für Frauen an. Nach früheren Angaben sind unter der kostenlosen Nummer 08000/111 777 bis zum 31. Juli Beraterinnen erreichbar, die auch Russisch, Polnisch, Englisch, Spanisch und Ukrainisch sprechen. Die Ansprechpartnerinnen könnten betroffene Frauen an Fachberatungsstellen oder Frauenhäuser vermitteln.

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