Gutes Geld für gute Noten?

TRIER. Wenn die Schule beginnt, dann heißt das für die meisten Kinder, dass sie zum ersten Mal "messbare" Leistungen erbringen. Auch wenn es für Grundschüler zunächst eine Noten-Schonfrist gibt: Viele Eltern fragen sich, ob und wie man gute Leistungen belohnen soll.

Das entgeisterte Gesicht meines Opas wird mir ewig unvergessen bleiben. Eine Mark für jede Eins und 50 Pfennig für jede Zwei hatte er seinem ersten Enkel für dessen erstes Zeugnis versprochen. Das war im Jahr 1966, ein Eisbällchen mit Waffel kostete 10 Pfennig, und das Taschengeld betrug drei Groschen in der Woche. Der Enkel kam unverhoffterweise mit sieben Einsern und vier Zweiern nach Hause, und der Opa rang nach Luft, als er neun Mark in seinem Portemonnaie zusammensuchte. Für damalige Verhältnisse ein kleines Vermögen. Bis heute hat sich die Tradition gehalten, gute Zeugnisnoten mit Geld zu belohnen. Aber auch das Unbehagen ist geblieben, ob Bares wirklich die richtige Anerkennung für Erfolg in der Schule ist. "Lieber Zuwendung als Geld und Geschenke", fordert etwa der Erziehungswissenschaftler Werner Stangl. Gute Schul-Leistungen sollten aus Interesse am jeweiligen Fach erbracht werden und nicht wegen der erhofften Gratifikation. Weitaus lockerer sieht das die Fachzeitschrift "Eltern" in ihrem "Erziehungslexikon". Gerade Kinder zwischen acht und zehn Jahren seien dabei, "den Kreislauf aus Arbeit und Lohn zu durchschauen" und hätten "das Bedürfnis, mitzumischen". Deshalb spreche "nichts dagegen, für gute Noten eine finanzielle Anerkennung zu zahlen". Allerdings müssten die gezahlten Summen "in einem angemessenen Verhältnis zum Taschengeld stehen". Anette Müller-Bungert von der schulpsychologischen Beratungsstelle Trier zweifelt daran, dass Euro-Scheine fürs Jahreszeugnis tatsächlich motivierend auf kleine Lerner wirken können. Wenn überhaupt, dann seien nur "unmittelbare Belohnungen für eine erbrachte Leistung" hilfreich, zum Beispiel für die besonders engagierte Vorbereitung auf eine wichtige Arbeit. Aber generelle Motivationsprobleme seien "normalerweise nicht durch materielle Verstärkung zu beseitigen". Die Psychologin gibt trotzdem Entwarnung für Familien, bei denen die Anerkennung aus dem Geldbeutel zu den üblichen Gepflogenheiten gehört. Schaden könne die Gratifikation wohl nicht. Aber sinnvoller sei es, "mit den Kindern zu reden", um herauszufinden, "welche Art von Belohnung sie eigentlich selbst für angemessen halten". Für viele sei ein schönes Geschenk die willkommenere Alternative. Oder Extra-Zeit mit den Eltern, für gemeinsame Wunsch-Unternehmungen. Es gehe darum, den Kindern "die Wertschätzung zu zeigen". Müller-Bungert plädiert grundsätzlich für "individuelle und differenzierte Lösungen", schon um Ungerechtigkeiten zu vermeiden. Schließlich müssten sich manche Kinder für eine Vier mächtig anstrengen, "während anderen die Einser zufliegen". Besonders bei Geschwisterkindern könnte sonst schnell das Gefühl von Ungerechtigkeit aufkommen. Wir wollen es genau wissen: Die größten Experten in Erziehungsfragen sind meist die Eltern selbst. Sie haben oft pfiffige Lösungen gefunden, von denen andere Eltern profitieren können. Deshalb unsere Frage: Wie haben Sie das Problem mit der Belohnung für Noten gelöst? Was tun Sie, um die Motivation zu fördern? Geld? Geschenke? Gemeinsame Unternehmungen? Gibt es Absprachen mit den Verwandten, oder fahren Großeltern, Paten & Co. ihre eigene Strategie? Sagen Sie es uns. Per Mail bis Freitag, 11 Uhr. Unsere Adresse: schulstart@volksfreund.de. Oder am Telefon: Täglich zwischen 10 und 11 Uhr unter der 0651/7199-418. Ihren Rat veröffentlichen wir am Samstag auf der Familienseite.

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