Gymnasiallehrer werden Mangelware

Der Schüler-Trend zum Gymnasium hält an, doch gleichzeitig wächst der Lehrermangel. Jeder zweite Bewerber für ein Referendariat wurde mangels Ausbildungskapazität abgelehnt, moniert GEW-Landesvorsitzender Klaus-Peter Hammer. Der Unterrichtsausfall werde steigen, sagt er voraus.

 Klaus-Peter Hammer ist der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Rheinland-Pfalz. Foto: privat

Klaus-Peter Hammer ist der Vorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft in Rheinland-Pfalz. Foto: privat

Mainz. Ein Bauhelm und ein Baustellenschild mit Warnung vor Gegenverkehr haben die Kollegen Klaus Peter Hammer nach der Wahl zum neuen Landes-Chef der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) geschenkt. Beides kann der 45-jährige Pfälzer als Vorsitzender der knapp 10 000 GEW-Mitglieder, vorwiegend aus den Reihen der Lehrer, symbolisch gesehen gut gebrauchen. Denn Baustellen warten reichlich auf ihn in seinem neuen Job. Ganz aktuell ist es die Ablehnung Hunderter Bewerber für eine Referendar-Ausbildung nach einem Studium für das Lehramt an Gymnasien.Jeder zweite der rund 600 Bewerber ging leer aus

Weil jeder zweite der rund 600 Bewerber leer ausging, sei angesichts wachsender Schülerzahlen in dieser Schulart auch mit steigendem Unterrichtsausfall zu rechnen, sagte Hammer im Gespräch mit dem Trierischen Volksfreund. Zu den Lehrermangel-Fächern wie Mathe, Physik, Chemie, Musik oder Bildende Kunst drohten noch weitere Sparten zu kommen.Die Erhöhung der Ausbildungskapazität in den vergangenen Jahren war aus seiner Sicht völlig unzureichend. Jeder Bewerber müsse eine Chance bekommen, so Hammer, der bislang als Fachleiter an einem Studienseminar für Grund- und Hauptschulen Lehrernachwuchs unterrichtete. Neben den Zulassungsbeschränkungen ist nach seinen Angaben auch zu fürchten, dass die Abwerbekampagnen benachbarter Bundesländer für neue ausgebildete Lehrkräfte den Mangel noch verschärften. So können in Hessen Lehrer inzwischen bis zum 50. Lebensjahr verbeamtet werden, während Rheinland-Pfalz die Grenze vor Jahren von 45 auf 40 Jahre gesenkt hat. Dadurch kommt es laut Hammer zu erheblichen Besoldungsunterschieden zu Lehrern im Angestelltenverhältnis.Kritisiert wird vom GEW-Vorsitzenden auch die Abordnung von inzwischen rund 50 Grundschullehrern an Gymnasien. Auch bei sinkenden Schülerzahlen an den Grundschulen dürfe dort kein Personal abgezogen werden, wenn die gewachsenen pädagogischen Anforderungen auch wirklich umgesetzt werden sollten.Der Trend zum Abitur, sei es am Gymnasium oder an Inte grierten Gesamtschulen, wird nach Hammers Überzeugung auch bei der in die Wege geleiteten Schulreform letztlich die Weichen entscheidend stellen. Mit der geplanten Realschule plus kann er sich nicht anfreunden. Erst recht nicht, wenn sie im kooperativen Aufbau den Abschluss zur Berufsreife (bisher Hauptschule) und Sekundarstufe I in getrennten Zügen anbietet.Statt Schüler früh auszusortieren, müsse möglichst lang gemeinsam gelernt werden, so sein Credo. Gesamtschulen gewährten zumindest Chancengleichheit, auch wenn nicht jedes Kind am Ende ein Abiturzeugnis in Händen halte. Dass immer mehr Schulträger Gesamtschulen beantragten, hält er für eine logische Konsequenz, selbst wenn es den Kommunen in erster Linie um den Erhalt des Schulstandortes geht.

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