HINTERGRUND

Ein denkwürdiges Verfahren Schon als der Prozess gegen Frank T. im März begann, stand er offenbar unter keinem guten Stern. Kaum eröffnet, musste er abgebrochen und neu begonnen werden. Aus den anberaumten sechs Verhandlungstagen wurden schließlich 25. Der Vorsitzende Richter Jörn-Holger Schlottmann musste die Verhandlungsführung mitten im Prozess abgeben, weil er in Ruhestand ging - er starb kurze Zeit später.

Die Flut von Haftbeschwerden, Beweis-, Einstellungs- und Befangenheitsanträgen war irgendwann nicht mehr zu zählen. Die Staatsanwaltschaft ordnete Durchsuchungen, Observationen und Telefon-Überwachungen an, um Zeugen-Manipulationen auf die Spur zu kommen. Es gab eine Verhaftung im Gerichtssaal, zwei Verteidiger gerieten ins Zwielicht, insgesamt verschliss der Angeklagte fünf Anwälte. Weil seine Verteidigung zwischendurch komplett wechselte, mussten wesentliche Teile der bereits abgeschlossenen Zeugenvernehmungen für die neuen Verteidiger wiederholt werden. So war das Opfer gezwungen, die Vorgänge drei Mal zu schildern. Privatdetektive waren im Auftrag der Angeklagtenseite unterwegs, um negative Leumundszeugnisse für das Opfer aufzutreiben. Beim Opfer wie beim Täter wurden enge Familienangehörige aufgeboten, die für die jeweilige Gegenseite aussagten. Der Prozess glich zeitweilig einem Schlachtfeld und stellte nachmittägliche Fernseh-Gerichtsshows stellenweise in den Schatten. Höhepunkt war der Ausschluss des Verteidigers Paul Greinert, den inzwischen selbst ein Gerichtsverfahren erwartet. Er könnte nicht der einzige bleiben, für den der spektakuläre Prozess unangenehme Folgen hat: Staatsanwaltlich ermittelt wird auch gegen einen dubiosen Kölner Privatdetektiv wegen Falschaussage, gegen den Vater des Angeklagten als potenziellen Auftraggeber und Bezahler, aber auch gegen das Opfer, dem der Angeklagte die Verwicklung in Drogengeschäfte vorgeworfen hatte. DiL

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