Handel mit Drogen und Lebensmitteln

TRIER. (red) Vor dem Trierer Landgericht hat am Donnerstag der Prozess gegen zwei Brüder aus der Eifel begonnen. Die Staatsanwaltschaft wirft den 26 und 31 Jahre alten Männern vor, Drogen aus den Niederlanden eingeführt und mit ihnen gehandelt zu haben.

Die Aktion der Ermittler Ende Mai vergangenen Jahres war ein voller Erfolg: Bei einer Wohnungsdurchsuchung in Speicher (Kreis Bitburg-Prüm) stellten die acht Zoll- und Polizeibeamten 1480 Ecstasy-Pillen, 80 Gramm Haschisch, zwei Gramm Heroin und 130 Gramm Streckmittel sicher. Ferner zwei Gaspistolen und eine Luftpistole samt Zielfernrohr. Einen Großteil der Drogen - versteckt im Badezimmer zwischen Handtüchern - erschnupperte Polizeihund "Rex". Auch das per Haftbefehl gesuchte Brüderpaar, Eduard (31) und Andreas B. (26), fiel den Ermittlern bei dieser Gelegenheit in die Hände.Russlanddeutsche fahren Zug statt Auto

Die 1988 aus Russland nach Deutschland übergesiedelten Männer werden verdächtigt, über Monate hinweg Drogen aus den Niederlanden eingeschmuggelt und in der Eifel weiterverkauft zu haben. Offiziell betrieb der Ältere der beiden Männer in Speicher einen Lebensmittel- und Geschenkartikelladen. Die Fahnder waren dem Duo durch Zeugenaussagen aus dem Drogenmilieu auf die Schliche gekommen. Wenige Tage vor der Festnahme in Speicher gingen das Brüderpaar und eine befreundete Frau den Ermittlern schon einmal ins Netz. Beamte der Mobilen Kontrollgruppe des Zolls stoppten das Auto des Trios auf der Autobahn A 60. Im Wagen fanden die Ermittler mehrere gebrauchte und eine aufgezogene Spritze, unter dem Auto - nach einem Hinweis der Frau - ein Tütchen mit zwei Gramm Heroin. Obwohl die Kontrolleure des Zolls und der Polizei den Wagen und seine Insassen auf den Kopf stellten, entdeckten sie keine weiteren Drogen, nur frische Einstichstellen in den Armen des heroinabhängigen Trios. Nach ihrer Vernehmung wurden sie wieder auf freien Fuß gesetzt. Zuvor gab Andreas einem der Beamten noch einen freundlichen Tipp: "Wegen der vielen Kontrollen auf der Autobahn fahren die meisten Russlanddeutschen jetzt mit dem Zug nach Holland."Panne bei der Durchsuchungsaktion

Wahrscheinlich hatte auch das Trio an jenem 24. Mai mehr an Bord als nur das schließlich unter dem Auto gefundene Tütchen Heroin. Die Frau räumte in einer späteren Vernehmung ein, bei der Maastricht-Tour 16 Gramm Heroin geschmuggelt zu haben - versteckt in ihrer Vagina. Angeblich gehörten zehn Gramm davon dem Brüderpaar B. Zur Festnahme des Duos und zur Durchsuchung ihrer Speicherer Wohnung wäre es auch ohne die Kontrolle auf der A 60 gekommen. Die Aktion Ende Mai war von langer Hand geplant. Trotzdem startete sie mit einer Panne. Die Ermittler hatten einen Durchsuchungsbeschluss für den Lebensmittelladen in der Tasche. Doch als die acht Zoll- und Polizeibeamten anrauschten, war das Geschäft noch zu. Mehr durch Zufall als durch ausgeklügelte Ermittlungsarbeit bemerkten die Fahnder schließlich, dass das Brüderpaar in einem Haus gegenüber dem Laden wohnte. Dummerweise hatten sie dafür aber keinen Durchsuchungsbeschluss. Weil "Gefahr im Verzug" gewesen sei, drangen die Beamten dennoch in die Wohnung ein und nahmen das Brüderpaar fest. Ein Umstand, der die Anklage von Staatsanwalt Jörn Patzak ins Wanken bringen könnte. Nach Ansicht der äußerst offensiven Verteidiger Christoph Rühlmann und Rüdiger Knodel dürfen die sicher gestellten Drogen im Prozess keine Rolle spielen - weil ausreichend Zeit gewesen sei, sich einen auf die Wohnung ausgestellten neuen Durchsuchungsbeschluss zu besorgen. Die Verhandlung wird am Dienstag fortgesetzt.

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