Hauen und Stechen ums Fischen

TRIER/KOBLENZ. Unruhe bei den Mosel-Anglern: Eine neue Vergabepraxis für die so genannten Stauhaltungs-Jahres-Fischerei-Erlaubnisscheine sorgt für Proteststürme.

Wer in der Mosel angeln will, braucht nicht nur einen Angelschein, sondern einen Fischerei-Erlaubnisschein, wie es in schönstem Amtsdeutsch heißt. Dieser gestattet seinem Eigentümer - handelt es sich um einen Stauhaltungs-Fischerei-Erlaubnisschein - in einem bestimmten Bereich, von Stauwehr zu Stauwehr nämlich, zu angeln. Seit dem Sommer ist Nervosität unter den Petrijüngern ausgebrochen. Denn im August erhielten Angelvereine eine Mitteilung der Struktur- und Genehmigungsbehörde SGD Nord in Koblenz in Abstimmung mit dem Ministerium für Umwelt und Forsten. Inhalt: die Ankündigung einer Neuregelung der Vergabepraxis von Fischerei-Erlaubnisscheinen an der Mosel für das kommende Jahr. In Zukunft sollen die Angelvereine "…für die betreffende Stauhaltung den Bedarf für ihre aktiven Mitglieder an Jahres-Fischerei-Erlaubnisscheinen für das kommende Jahr bei der SGD Nord anzeigen". Bislang konnten sich Angler beispielsweise in Angelsportgeschäften die Jahres-Fischerei-Erlaubnisscheine beschaffen. Was regelmäßig zu einem "Hauen und Stechen" führte, wie ein Angler berichtet. Denn die Erlaubnisscheine sind für die gesamte Mosel kontingentiert. Für den Bereich zwischen Trier und Detzem zum Beispiel wurden im vergangenen Jahr 600 Jahresscheine vergeben. Dass die Nachfrage - auch von Touristen - weit größer ist, zeigen folgende Zahlen: 1410 Angler erwarben für diese Stauhaltung die jeweils nicht kontingentierten Tagesscheine, 219 Monatsscheine und 77 Wochenscheine. Während es in Anglerkreisen heißt, es gebe viel zu wenig der begehrten Scheine, sieht Fischereireferent Lothar Jörgensen von der SGD Nord ein relativ ausgewogenes Verhältnis zwischen Angebot und Nachfrage - lediglich bei Trier und Koblenz balle es sich. "Die Kontingentierung dient dem Bestandsschutz", argumentiert er. "Die Kormorane sind am Fischrückgang schuld", hält Georg Ohs, Präsident der Fischer-Union-West, dagegen.Wer nicht im Verein ist, schaut in den Mond

Es sei vorgekommen, dass die Scheine "je nach Freundschaftsbeziehungen" vergeben worden seien, berichtet ein Insider. Mit der Neuregelung der Vergabepraxis ist damit Schluss. Die SGD Nord setzt um, was Staatssekretär Hendrik Hering im Vorfeld der Kommunalwahlen zugesagt hatte - und was wohl auch dem Willen der Vereine entspricht. Diese hätten sich jedoch damit einhergehend eine Aufhebung der Kontingentierung gewünscht. "Jetzt entsteht eine Privilegierung von Vereinen", bestätigt Jörgensen. Wer keinem Verein angehört, schaut in den Mond. Das betrifft laut SGD Nord auch Angler, die als Einzelmitglieder in Bezirksverbänden, aber nicht in Vereinen organisiert sind. Als Alternative zum Erwerb von Jahres-Fischerei-Erlaubnisscheine bleibt der Kauf von verhältnismäßig teuren Tages-, Wochen- oder Monatsscheinen, die allerdings auf die einzelnen Stauhaltungen begrenzt sind. "Reine Geldmacherei", ärgert sich Ohs. Fischereiaufseher Guido Eberhardt fürchtet zudem, dass die Neuregelung das Schwarzangeln fördert.

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