Heilig's Blechle!

MÜLHEIM. Schwäbische Prachtmobile an der Mittelmosel: In Mülheim treffen sich am Wochenende die Mitglieder des Maybach Clubs und des Mercedes-Benz Kompressor Clubs. Geschätzter Wert der historischen Vorkriegsmodelle: etwa 25 Millionen Euro.

Der junge Mann im tiefer gelegten VW Golf GTI vor dem Eingangsportal des Mülheimer Hotels "Richtershof" muss sich an diesem Freitag morgen ein wenig deplatziert vorkommen. Sein Gesichtsausdruck verstärkt diese Annahme. Automobiles Kulturgut aus einer Epoche, in der Charleston statt Hip Hop und Weißwand-Reifen statt Fuchsschwanz "en vogue" waren, hatte den Hotel-Parkplatz zu einer musealen Freiluftbühne mutieren lassen. Die Mitglieder des Maybach-Clubs und des Mercedes-Benz Kompressor Clubs residieren bis zum Sonntag vier Tage lang anlässlich ihres Jahrestreffens an der Mosel und bewegen ihre sündhaft schönen und ebenso teuren Derivate auf ausgesuchten Strecken zwischen Mosel, Hunsrück und Eifel. "80 Prozent sind aus eigener Antriebskraftangereist, die übrigen auf der Pritsche", berichtet Ernst D. Beeh, Präsident des Mercedes-Benz Kompressor Clubs.Illustrer Kreis von Besitzern

"Unternehmer und Selbständige" grenzt er den illustren Kreis der Besitzer solcher rollender historischer Schatzkammern ein, wobei freie Handelsvertreter oder ähnliche Einkommensgruppen im Genre der Selbständigen sicherlich in der Minderzahl waren. Im "Richtershof" ist man vier Tage "entre nous", flaniert auf verwinkelten Sträßchen der Region und ergötzt sich am eigenen fahrbaren Untersatz, an den kulinarischen Schätzen der moselländischen Küchen und Keller und ein wenig wohl auch an sich selbst. Etwa 60 Mitglieder hat der Mercedes-Kompressor Club, der Maybach-Club kommt auf 50, wobei der ein oder andere auch die Wahl hat zwischen den eigenen Kompressor-MB‘s oder den Fahrzeugen mit den beiden geschwungen "M", die für "Maybach Manufaktur" stehen. Seit fünf Jahren treffen sich die Mitglieder der weltweit einzigen Marken-Clubs dieser historischen Automobile mit ihren Klassikern aus den 20er und 30er Jahren einmal jährlich zu einem Wochenende. "Dort, wo es schön ist und wir das geeignete Ambiente für unsere Ausfahrten finden", sagt Beeh. Im Geiste des "Königs der Konstrukteure", wie Gottlieb Daimlers beruflicher Wegbegleiter Wilhelm Maybach schon zu Lebzeiten genannt wurde, zelebrieren die Freunde der handverlesenen schwäbischen Prunkstücke eine öffentliche Hommage an die hohe Kunst des Automobilbaus des frühen vergangenen Jahrhunderts."Wir haben unsere eigene Security"

Öffentlich allerdings nur im begrenzten Sinne. "Uns sind alle Gäste natürlich jederzeit willkommen, aber diese Veranstaltung ist nun einmal keine Gelegenheit, um mal eine Spritztour in einem Maybach machen zu können", schränkt Armin Hoeck, geschäftsführender Direktor des Richtershofs, ein. "Wir haben unsere eigene Security", weist Beeh auf die notwendigen Sicherheitsmaßnahmen hin. Und Hoeck berichtet, dass "ich auch die hiesige Polizei gebeten habe, ein Auge auf die Autos zu werfen". Bis Sonntag aber wird erst einmal bei "Cuvée R"-Mosel-Rieslingsekt oder "Liqeur vom roten Weinbergspfirsich" ein Toast auf die Herren Daimler und Maybach ausgebracht. Na denn: Wohl bekomm's im besten schwäbischen Sinne: "Heilig's Blechle".

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