"Heimtückischer Mord"

TRIER. Für Staatsanwalt Peter Fritzen besteht kein Zweifel: Der Konzer Hazari M. hat seine Ex-Freundin am 30. Dezember vorsätzlich und heimtückisch ermordet, erschossen aus nächster Nähe. Daher fordert er lebenslänglich, der Anwalt plädiert auf Totschlag.

Kein leichter Stand für Anwalt Thomas Ehrmann. Dass sein Mandant Hazari M. schuld ist am Tod der 44-jährigen Krankenschwester, daran zweifelt auch er nicht. Der 55-jährige Konzer hat sie am 30. Dezember erschossen, aus einer Entfernung von 40 bis 60 Zentimeter – das hat er auch zugegeben. Das kurz vorher vorgetragene psychiatrische Gutachten durch den Mainzer Professor Johann Glatzel bescheinigt dem Mann zudem volle Schuldfähigkeit. Ehrmanns Versuch in seinem knapp 15-minütigen Plädoyer, das Gericht unter Vorsitz der Richterin Petra Schmitz davon zu überzeugen, dass der gebürtige Kosovo-Albaner Totschlag begangen habe, klingt streckenweise wenig überzeugend. Doch für den 55-Jährigen, der am vorletzten Verhandlungstag im blauen Jogging-Anzug und beigen Gefängnis-Turnschuhen ohne Schnürsenkel erscheint, geht es darum, ob er jemals wieder aus dem Gefängnis kommt. Bei Mord droht ihm Lebenslang. Trotzdem muss es der Schwester der Getöteten wie ein Hohn erscheinen, wenn der Anwalt sagt, die 44-Jährige habe damit rechnen müssen, von ihrem Ex-Freund angegriffen oder sogar getötet zu werden. Zumal er sie ein paar Tage zuvor brutal ins Gesicht geschlagen haben soll. Als der Angeklagte dann am 30. Dezember gegen 20 Uhr um die Wohnung der Frau, die mit ihm Schluss gemacht hatte, schlich, müsse sie "panische Angst" gehabt haben, argumentiert Ehrmann. Daher sei die Frau nicht arglos gewesen, was sich strafmildernd für Hazari M. auswirken würde. Kopfschüttelnd verfolgt die Schwester der 44-Jährigen als Nebenklägerin das Plädoyer. Auch sei die Tat nicht wie der Staatsanwalt glaubt, heimtückisch erfolgt, sondern im Affekt. Hazari M. wischt sich mit einem Papiertuch immer wieder über die Augen. Ansonsten verfolgt er die Plädoyers von Staatsanwalt Fritzen ("Ein vorsätzlicher, heimtückischer Mord") und des Nebenklage-Anwalts Christian Kruchten ("Ein Mord aus Rache, weil sie ihn verlassen hat") reglos. Nur als Kruchten sagt, dass der Mann der Getöteten, von dem sie getrennt lebte, zwei Monate nach der Tat an Krebs erkrankte und vor kurzem starb, wechselt M. die Farbe. "Ich möchte mich ohne Grenzen entschuldigen", lässt er den Dolmetscher übersetzen. Das Urteil wird heute um 11.30 Uhr verkündet.

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