Hilfe für den Überlebenskampf

MAINZ. Frühere Einschulung, mehr finanzielle Unterstützung für Kinder und bessere Angebote zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf stellt die CDU in den Mittelpunkt ihrer Familien- und Bildungspolitik. Die Familie müsse in ihrem "Überlebenskampf" unterstützt werden, so Parteichef Böhr. "Neues Denken" fordert die Union, um die Zukunft der Familie zu sichern.

Um der laut Parteichef Christoph Böhr "zentralen gesellschaftspolitischen Herausforderung" gerecht zu werden, beschloss ein Kleiner Parteitag am Wochenende in Mainz ein familienpolitisches Programm, das unter anderem gezielte steuerliche Entlastungen und ein Familiengeld von monatlich 240 Euro pro Kind vorsieht. Die Gesellschaft müsse aus dem Blickwinkel der Familien überdacht werden und nicht aus Sicht der Finanzminister, forderte Böhr. In ihrem neuen Grundsatzpapier verabschiedet sich die CDU auch in Teilbereichen von althergebrachten familienpolitischen Vorstellungen. So wird nachhaltig eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf und der Ausbau von Betreuungsmöglichkeiten durch Krippen und Horte gefordert. Erstmals ist in einem Parteiprogramm auch das Plädoyer für Ganztagsschulen festgeschrieben. Der Vorsitzende der Familien-Kommission, Josef Zolk, hält in den kommenden Jahren auch eine Diskussion über die verpflichtende Ganztagsschule für erforderlich. Reformieren will die CDU die Grundschule und setzt dabei auf eine generelle Einschulung mit fünf Jahren. Die bisherigen Klassen eins und zwei sollen dabei durch altersgemischte Lerngruppen ersetzt werden. Die Kinder könnten dann je nach individuellem Leistungsstand in einem Zeitraum von ein bis drei Jahren in den Klassenverband des dritten Schuljahres wechseln. Damit soll nicht nur das Einschulungsalter von derzeit mehr als 6,5 Jahren gesenkt, sondern auch mit individueller Förderung ein vergleichbarer Stand von Grundfertigkeiten und Sprachvermögen geschaffen werden. Unterstützt wurde die CDU-Konzeption einer früheren und flexiblen Eingangstufe von dem Erziehungswissenschaftler und Präsidenten der Freien Universität Berlin, Professor Dieter Lenzen. In diesem Alter lernten Kinder fast automatisch, so Lenzen. Diese Chancen dürften nicht ungenutzt bleiben. Fünfjährigen können nach seinen Angaben nicht nur grundlegende Fähigkeiten wie Leseverständnis, mathematisches Denken oder soziale Kompetenz vermittelt werden. Lenzen hält eine frühere Einschulung von Migrantenkindern für notwendig, um deren Sprachfähigkeit und Integration zu fördern. Ansonsten drohe bei ihnen Deutsch auf Dauer eine Fremdsprache zu bleiben.Gute Werte, keine Sicherheit

Böhr warnte die CDU davor, ihre Familienpolitik durch falsche Ansätze etwa bei der Reform des Arbeitsmarktes zu konterkarieren. Die Forderung nach uneingeschränkter Mobilität in der Frage des Arbeitsortes oder der massive Abbau von Kündigungsschutz fördert aus seiner Sicht nicht gerade den Wunsch nach Gründung einer Familie. Der Parteichef mahnte zudem die eigenen Reihen, sich angesichts "traumhafter" Umfragewerte von momentan 48 Prozent auf Landesebene zurückzulehnen. Die Stimmung führt er nicht auf die Überzeugungskraft der CDU, sondern das Tief der SPD zurück. Zwar wollte er "kein Wasser in den Wein gießen", doch die Wahlen am 13. Juni sind nach seiner Einschätzung alles andere als ein Selbstläufer.

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