Hunsrück-Ort wird NPD-Kaderschmiede

MORBACH. Die rechtsradikale NPD hat ihre Ankündigung wahr gemacht und im Hunsrück-Ort Gonzerath ein Schulungszentrum eröffnet. Zur offiziellen Einweihung der NPD-Kaderschmiede Anfang März rufen mehrere linke Gruppierungen zu einer Gegendemonstration auf.

Ein derart großes Polizeiaufgebot wie Anfang Dezember vergangenen Jahres hatte der beschauliche Morbacher Ortsbezirk Gonzerath (Kreis Bernkastel-Wittlich) noch nie zuvor erlebt: Mehrere hundert Beamte in Uniform und Zivil standen damals bereit, um mögliche Auseinandersetzungen zu verhindern und im Falle des Falles einzuschreiten. Hintergrund: der NPD-Landesparteitag, zu dem die rechtsradikale Gruppierung in die alte Schule in Gonzerath eingeladen hatte. Letztlich blieb alles ruhig: Außer einigen verbalen Scharmützeln zwischen NPDlern und Demonstranten gab es keine besonderen Vorkommnisse.Disziplin und Pünktlichkeit

Dafür scheinen die Rechtsradikalen ihre damalige Ankündigung, in Gonzerath ein NPD-Tagungs- und Schulungszentrum einzurichten, mittlerweile in die Tat umgesetzt zu haben. In der einem Privatmann gehörenden alten Schule sollen künftig einmal monatlich Funktionäre, Aktivisten und mögliche Kandidaten in den "Grundlagen nationaler Politik" intensiv geschult werden, heißt es auf einer NPD-Internetseite. Im Blick haben die Rechtsextremisten dabei nach eigenen Angaben die Kommunalwahlen in zwei Jahren. Vorwissen benötigten die Teilnehmer der Schulungen nicht, heißt es, nur motiviert, diszipliniert und pünktlich müssten sie sein. Auf große Resonanz scheinen die Rechtsradikalen dabei bislang allerdings nicht zu stoßen. "Da tut sich so gut wie nichts", hat Ortsvorsteher Dietmar Thömmes beobachtet. Und auch der Leiter des Morbacher Ordnungsamts, Axel Schmitt, "kann bislang keine großen Aktivitäten entdecken". Möglich, dass sich das in zweieinhalb Wochen noch einmal kurzzeitig ändert. Am ersten Samstag im März soll das nach dem Hunsrücker Räuberhauptmann Schinderhannes benannte NPD-Schulungszentrum nämlich offiziell eröffnet werden - "mit systemkritischen und nationalen Musikgruppen", wie es auf der Internetseite des NPD-Landesverbands heißt. Von diesem Termin haben längst auch linke Gruppierungen wie das Trierer "Bündnis gegen Rechts" oder das saarländische Antifa-Projekt Wind bekommen. Ebenfalls im Internet rufen sie für den Tag der Eröffnung zu einer Demonstration gegen das NPD-Schulungszentrum auf. Motto: "Kein Nazizentrum in Gonzerath und anderswo; keinen Fußbreit, keinen Raum den Faschisten." Nach Erkenntnissen des Trierer Bündnisses gegen Rechts soll das Gonzerather Schulungszentrum künftig in Rheinland-Pfalz und dem Saarland eine wesentliche Rolle spielen, um Anhänger der extremen Rechten ideologisch zu schulen und neonazistische Aktionen zu organisieren. In der kommenden Woche will sich auch der SPD-Kreisvorstand Bernkastel-Wittlich mit dem neuen NPD-Schulungszentrum auf dem Hunsrück befassen. Vorsitzender Dieter Burgard sagte am Montag dem TV, dabei werde auch über mögliche Protest- und Informationsveranstaltungen diskutiert. "Eine Demonstration ist mir zu wenig", so der Wittlicher SPD-Landtagsabgeordnete.

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