"Ich bin nicht die Mama" - das muss immer klar sein

TRIER. Eltern, die ihr Kind von einer Tagesmutter betreuen lassen wollen oder müssen, brauchen zuverlässige und flexible Tagesstellen. Tagesmütter wiederum benötigen die Möglichkeit, sich auszutauschen und fortzubilden. Aber Tagesmutter ist kein Ausbildungsberuf. Wie können Eltern also eine geeignete Betreuung für ihre Kinder finden?

Sie wechseln Windeln, trösten, gehen mit den Kindern spazieren und helfen bei den Hausaufgaben, während die Eltern berufstätig sind: die Tagesmütter. Tagesmutter ist kein Ausbildungsberuf. "Auch, wenn in den Anzeigen noch steht: ,Staatlich geprüfte Tagesmutter': Es gibt keine staatliche Prüfung mehr", sagt Jutta Lengert, beim Sozialdienst Katholische Frauen (SKF) in Trier zuständig für die Tagesmütterbetreuung. Die Gründe, weshalb Eltern eine Tagesmutter suchen, sind vielfältig: Hort- und Krippenplätze sind häufig Mangelware, die Tagesmutter wird, "weil es familiärer ist", favorisiert, sie ist flexibler als die Öffnungszeiten der öffentlichen Betreuungseinrichtungen. Die Motive der Eltern sind unterschiedlich, doch vor allem wollen sie, dass ihr Kind in guten Händen wissen. Um Eltern eine Orientierungshilfe zu geben, vermittelt der SKF nur Personen, die den Mitarbeiterinnen der Tageselternvermittlung durch Einzelgespräche und Hausbesuche bekannt sind. "Kriterien wie körperliche und seelische Belastbarkeit oder die Eignung der Wohnung für das Umfeld der Kinder werden geprüft", so Lengert. Aus einem Pool an Bewerberinnen haben Eltern die Möglichkeit, auszuwählen. "Viel Ärger und Unzufriedenheit können vermieden werden, wenn in einem Vorgespräch möglichst viele Einzelheiten mit der Tagespflegeperson besprochen werden", sagt Lengert. Dazu gehöre Organisatorisches wie die Besprechung der Bring- und Abholzeiten, die wichtige Eingewöhnungsphase müsse geregelt und die Bezahlung bis in alle Einzelheiten besprochen werden. Bei der Entlohnung können sich Eltern an der Empfehlung des Landesjugendamtes Rheinland-Pfalz orientieren: Demnach erhält die Tagesmutter für 20 Wochenstunden 179,46 Euro, für 30 Wochenstunden 269,45 Euro, und 40 Wochenstunden sollten mit 358,93 Euro bezahlt werden. Dies entspricht einem Stundensatz von 2,07 Euro. Wer den Tagespflegesatz nicht in voller Höhe selbst bezahlten kann, hat die Möglichkeit, beim zuständigen Jugendamt einen Zuschuss zu beantragen. "Eine zum Teil schlechte Zahlungsmoral bis hin zur Prellung habe ich schon erlebt", erzählt eine Tagesmutter. Sie geht regelmäßig zu den Tagesmüttertreffen des SKF. Dass sie nicht mehr alleine auf weiter Flur arbeiten müsse, sei ein enormer Zugewinn. Die von Pädagogen geleiteten Treffen bieten den Tagesmüttern die Möglichkeit, sich auszutauschen, Schwierigkeiten anzusprechen, und sie geben Raum für Fortbildungsveranstaltungen. "Tagesmütter zu sein ist eine anspruchsvolle Tätigkeit. Es geht nicht nur um die Grundversorgung mit Essen oder Körperpflege, sondern um alle Bereiche des Lernens und der kindlichen Entwicklung", sagt Lengert. Die Konsequenz: In Zusammenarbeit mit der Katholischen Familienbildungsstätte bietet der SKF Qualifizierungsveranstaltungen für Tagespflegepersonen an. Wissen über Entwicklungspsychologie, pädagogisches Handeln, Grundlagen der Gesprächsführung, ein Erste-Hilfe- Kurs, Fragen wie "Welche Anforderungen werden an Tagesmütter gestellt?", werden beantwortet, und rechtliche Grundlagen der Tagespflege inklusive der Vertragsgestaltung, zu der den SKF unbedingt rät, stehen auf dem "Stundenplan". Das Wichtigste: "Die Chemie zwischen Eltern, Kind und Tagesmutter muss stimmen", sagt eine Tagesmutter, die seit 14 Jahren Kinder zu Hause betreut. Bedeutsam sei auch der Austausch mit den Eltern, und dass Grenzen gesteckt seien. "Es muss immer klar sein: Ich bin nicht die Mama." Die neu geschaffene Anlaufstelle im SKF gebe auf jeden Fall allen Beteiligten ein besseres Gefühl. In den Informationsbroschüren des SKF für Eltern von Tageskindern und für Tagesmütter steht alles Wissenswerte, von Punkten, die während der Eingewöhnungsphase zu beachten sind, bis hin zu einem ausgearbeiteten Tagespflegevertrag. Infos erhalten Eltern und Frauen, die Tagesmutter werden möchten, bei Frau Dangl (Kreis Trier-Saarburg), Tel. 0651/9496131, und Frau Lengert (Stadt Trier), Tel. 0651/9496114.

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