„Ich habe nicht auf den Pokalfinalisten Frankfurt getippt“ - Interview Sportbischof Jörg Michael Peters

Trier · Vor dem DFB-Pokalfinale am Samstag laden die beiden großen Kirchen traditionell zu einem ökumenischen Gottesdienst in die Berliner Gedächtniskirche ein. Für die katholische Seite mit dabei ist der Trierer Weihbischof Jörg Michael Peters (57), der auch Sportbischof der Deutschen Bischofskonferenz ist.

Was ist Ihre Botschaft zum Pokalfinale?
PETERS Wir haben ein Zitat des ehemaligen Bundestrainers Berti Vogts gefunden, das gut passt: Hass gehört nicht ins Stadion. Unser Appell ist, dass Fair Play nicht auf die paar Quadratmeter Fußballplatz beschränkt sein soll, sondern darüber hinaus gelten muss.

Hat der Appell auch damit zu tun, dass die Fans von Dortmund und Frankfurt nicht gerade als Chorknaben gelten.…?
PETERS Nein. Gerade vor Borussia Dortmund und ihrer großen Fanfamilie habe ich großen Respekt, auch wenn es da einen einmaligen Ausrutscher gab. Fußball im Herzen kann sich nicht paaren mit Gewaltbereitschaft in Wort und Tat.
Haben Sie mit dieser Paarung fürs Finale gerechnet?
PETERS Für Frankfurt ist es wohl schon ein bisschen glücklich. Wenn Sie mich vor zwei Monaten gefragt hätten, hätte ich nicht auf das Team getippt.

Sind Fußballer gläubige oder eher abergläubische Menschen?
PETERS So pauschal kann man das nicht sagen. Das sind Menschen wie Sie und ich. Aber es gibt wieder auch prominente Fußballer, die sich offen zu ihrem Glauben bekennen. Der Glaube hat gerade dort eine Aussagekraft, wo Menschen voller Glücksgefühle in schwindelnde Höhen geraten, aber auch am Boden zerstört sind. Ich denke da natürlich auch den Anschlag auf den Mannschaftsbus von Dortmund.

Auch der Gottesdienst in der Gedächtniskirche ist ja in direkter Nachbarschaft des Anschlags auf den Weihnachtsmarkt.…
PETERS Ich kann mich der Gedächtniskirche nicht nähern, ohne noch einmal die schrecklichen Bilder des Anschlags vom 19. Dezember vor Augen zu haben. Dort erinnern ja immer noch Blumen und Kerzen an dieses unglaubliche Verbrechen. Natürlich werden die Verantwortlichen in Sorge sein, dass rund um das Fußballspiel alles friedlich abgeht.

Wem drücken Sie denn am Samstagabend die Daumen?
PETERS In der Hinrunde der letzten Bundesligasaison hat Frankfurt die Borussen geschlagen. Es steckt also alles drin. Ich bin kein ausgewiesener Fan der einen oder anderen Mannschaft, freue mich einfach auf ein gutes Spiel. K.o.-Spiele haben ja einen besonderen Reiz.
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