"Ich tue nur, was Christus befohlen hat"

BERLIN/TRIER. Der Saarbrücker Priester Gotthold Hasenhüttl hat ein Abendmahl zelebriert, bei dem es auch Kommunion für Nicht-Katholiken gab. Die Kirche kritisiert dieses Abendmahl, doch Hasenhüttl fühlt sich im Recht, wie er im TV -Interview sagt.

Herr Hasenhüttl, Sie haben einen Gottesdienst mit einem "Abendmahl für alle" gehalten. Sind Sie jetzt ein Kirchen-Revoluzzer? Hasenhüttl: Nein, überhaupt nicht. Ich tue nur, was Christus uns allen befohlen hat: dass wir wirklich für alle da sind und offen und nicht abgrenzend auch andere zur katholischen Eucharistiefeier einladen. Wie haben die Menschen in der Gethsemane-Kirche reagiert? Hasenhüttl: Unwahrscheinlich gut. Es war eine tolle Stimmung. Von den über 2000 Besuchern waren die meisten Jugendliche. Es war eine wirklich aktive Gemeinde, wie ich sie schon lange nicht mehr erlebt habe. Soweit die Basis. Wie hat die Amtskirche reagiert? Hasenhüttl: Bis jetzt gar nicht. Ich bin unterwegs, und mich hat noch niemand angerufen. Ob sonst irgend etwas ist, weiß ich nicht. Im Vorfeld hatte die Kirche ja mit Sanktionen gedroht. Rechnen Sie jetzt damit? Hasenhüttl: Ich meine, die Drohung war völlig unberechtigt und nach dem Kirchenrecht auch nicht gerechtfertigt. Denn ich habe nichts anderes getan, als das, was nach Kirchenrecht erlaubt war. Das einzige, was der Papst in seiner Enzyklika als unstatthaft erklärt, das ist die "Konzelebration", "Interzelebration" oder "Interkommunion". Dabei spricht der evangelische Priester die Worte über das Brot und der Katholische die Worte über den Wein, oder umgekehrt. Das war aber hier nicht der Fall. Es war eine rein katholische Eucharistiefeier, allerdings mit offener Kommunion. Dass das vielen Bischöfen gerade in Deutschland zuwider läuft, das wusste ich schon. Wenn der Gottesdienst Ihrer Meinung nach nicht verboten war, warum wurde dann Ihr Name vorher geheim gehalten? Hasenhüttl: Der wurde auf Wunsch der "Wir sind Kirche"-Bewegung geheimgehalten, nicht auf meinen Wunsch. Die Überlegung war, dass sonst ein Bischof vielleicht auf die Idee gekommen wäre, mir das ausdrücklich zu verbieten. Das wäre unangenehm gewesen, weil ich dann tatsächlich gegen einen Befehl verstoßen hätte. Aber so war das nicht der Fall. Für Sie zuständig wären zwei Bischöfe: der ihrer Heimat-Diözese Graz und der Trierer Bischof Reinhard Marx, der den Gottesdienst schon im Vorfeld verurteilt hat. Welches Verhältnis haben Sie zu Bischof Marx? Hasenhüttl: Ein völlig neutrales. Außer im Fernsehen habe ich ihn noch nie gesehen. Aber das, was ich getan habe, ist nichts anderes als das, was ich in meinem Buch "Glaube ohne Mythos" auch über die Eucharistie geschrieben habe. Und das ist bisher völlig unbeanstandet von der Hierarchie durchgegangen. Sie würden also jederzeit wieder ein gemeinsames Abendmahl halten? Hasenhüttl : Ich habe keinen Grund, das nicht zu tun. Weil ich darin den Auftrag Christi sehe: "Kommt alle zu mir, die ihr mühselig und beladen seit!" Was ich getan habe, war rechtmäßig. Und vielleicht wird dadurch die Ökumene ein Stück befördert. Das Interview führte Michael Schmitz.

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