"Ich warte auf die Alternative"

MAINZ. Erstaunt registriert CDU-Landesvorsitzender Christoph Böhr im Interview mit dem Trierischen Volksfreund , dass sich bisher trotz immer wieder aufkommender Kritik an seiner Person noch kein Konkurrent um die CDU-Spitzenkandidatur für die Landtagswahl 2006 erklärt hat. Böhr selbst meldete seinen Anspruch nach der Kommunalwahl am 13. Juni an und stieß damit auch auf parteiinternen Widerspruch.

Sie haben ein offenes Verfahren in der Frage der CDU-Spitzenkandidatur zugesagt. Hat sich bei der Parteispitze bereits ein Bewerber gemeldet? Böhr: Nein. Wir befinden uns in einem offenen Verfahren. Ich kann der ein oder anderen Äußerung von CDU-Mitgliedern entnehmen, dass es sich möglicherweise um eine versteckte Bewerbung handelt. Aber mir liegt bis heute keine vor. Ich warte auf die von einigen angekündigte Alternative. Ist dies nicht überraschend, wo doch Kritik an Ihnen seit Jahren immer wieder hochkommt? Böhr: In der Tat. Ich bin ein wenig überrascht. Ich denke aber, dass noch Namen vorgeschlagen werde, weil es doch offenbar in dem Kopf des ein oder anderen solche Überlegungen gibt. Kritik gibt es seit vielen Jahren - meist von den gleichen Leuten. Die drei Bezirksvorsitzendensuchen heftig nach Alternativen. Ist das nicht ein klares Misstrauensvotum gegen den Parteichef?Böhr: Ich verstehe deren Bemühungen so, dass sie mithelfen wollen bei der Klärung der Spitzenkandidaten-Frage. Sie werden sicher ihren Beitrag leisten. Ich denke nur, dass alle Beteiligten mit offenen Karten spielen sollten. Da sollten also nicht Namen zurück gehalten werden, um Bewerbern eine möglicherweise kontroverse Debatte zu ersparen. Ich stelle mich dieser Diskussion auch jeden Tag, seit Jahren. Also kann ich dies auch von anderen erwarten. Es gibt Vorschläge, mit einer Basisbefragung oder Regionalkonferenzen die Nominierung anzugehen, bevor der Parteitag entscheidet. Ist dieser Weg vorstellbar? Böhr: Zunächst muss man einmal abwarten, welche Bewerber vorgeschlagen werden. Vielleicht sind dabei ja so überzeugende Kandidaten, dass alle Beteiligten - mich eingeschlossen - diese Vorschläge nur ehrfürchtig entgegennehmen können. Ich möchte auf jeden Fall eine Debatte, bei der die Basis der Partei einbezogen ist. Muss die CDU nicht fürchten, zum Sommertheater zu werden, wenn sich die Suche noch über die Ferien hinzieht?Böhr: Man muss ja nicht bis September warten, um Kandidaten ins Spiel zu bringen. Ich bin sicher, dass es zu einer fairen Diskussion in den nächsten Wochen kommen wird und jeder um seine Verantwortung darum weiß. Leider gilt die CDU in Rheinland-Pfalz Umfragen zufolge nach wie vor als eine ziemlich zerstrittene Partei. Dieser Makel hängt uns bedauerlicherweise seit vielen Jahren an. Die offene Diskussion ist eine große Chance zu zeigen, dass in der CDU mit viel Verantwortungsbewusstsein nach der besten personellen Aufstellung für die Landtagswahl 2006 gesucht wird. Nach meiner festen Überzeugung ist es die erste Landtagswahl seit 1991, bei der wir die ganz realistische Chance haben zu gewinnen. Halten Sie die alten Frontstellungen von 1988 mit der Auseinandersetzung zwischen den damaligen Anhängern von Bernhard Vogel und von Hans-Otto Wilhelm noch für spürbar?Böhr: Ich hoffe sehr und bin auch sicher, dass die überwunden sind. S Mit Christoph Böhr sprach unser Redakteur Joachim Winkler.

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