"Ich wollte sie nicht töten"

TRIER. Ein wegen Mordes an seiner Ex-Freundin angeklagter Mann aus Konz (Kreis Trier-Saarburg) hat am zweiten Prozesstag vor dem Trierer Landgericht gestanden, die Frau erschossen zu haben. Allerdings habe er sie nicht töten wollen, sagte der Familienvater.

Es ist ein mühsamer Prozess; für alle Beteiligten. An diesem Tag soll Hazari M., der aus dem Kosovo stammende Angeklagte, sagen, wie es an jenem Dezemberabend zu der Bluttat kam, die seine ehemalige Freundin das Leben kostete und ihn wahrscheinlich für den Rest seines Lebens die Freiheit kosten wird. Doch der zwischen einem Dolmetscher und seinem Verteidiger sitzende Mann gibt sich wortkarg, sagt häufig nur: "Ich weiß es nicht mehr." Chef-Richterin Petra Schmitz hat schließlich ein Einsehen und zitiert seitenlang aus den Vernehmungsprotokollen des 55-Jährigen. Jeder Satz wird übersetzt, von dem Angeklagten meist mit zustimmendem Kopfnicken kommentiert, ab und an um einige wenige Worte ergänzt. Immerhin entsteht so ein verschwommenes Bild, das etwas erahnen lässt über die zum Tatzeitpunkt bereits wieder beendete siebenmonatige Liaison von Hazari und seiner zwölf Jahre jüngeren Freundin. Die beiden hatten sich bei der Lebenshilfe kennen gelernt, waren nach Aussage des Angeklagten seit Mai 2004 ein Paar. "Ich wollte mich von meiner Frau trennen", sagt Hazari, "sie von ihrem Mann. Dann wollten wir zusammen ziehen und ein besseres Leben führen." Im September mietet sich die Frau eine Wohnung in Trier-Pallien, Hazari übernachtet jetzt häufiger dort als zu Hause bei seiner Familie. Der Traum von einem besseren Leben platzt wenige Tage vor Heiligabend. Hazari M. will seine Freundin mit einem Weihnachtsgeschenk überraschen - Christbaumschmuck für 30 Euro. "Aber sie wollte das Geschenk nicht", sagt er. Aus welchen Gründen, bleibt unklar. Jedenfalls habe er in dieser Nacht den Entschluss gefasst, wieder auszuziehen, sagt Hazari. "Ich wollte Abstand von ihr, bis sie auf mich zukommt." Doch die Frau meldet sich nicht mehr. Am Abend des 29. Dezember steht der 55-Jährige plötzlich vor ihrer Tür. "Ich wollte sie nur fragen, warum sie mein Geschenk ignoriert hat", sagt er. Als sie geantwortet habe, das sei nicht schlimm, sondern banal, habe er seine noch aus dem Kosovo-Krieg stammende Waffe gezogen und geschossen. "Sie stöhnte, dann kam Blut aus ihrem Mund; nach 20 Sekunden hat sie zwei Schritte nach hinten gemacht und ist umgefallen", sagte Hazari bei seiner polizeilichen Vernehmung. Der Prozess wird in drei Wochen fortgesetzt.

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