Im Tiefflug über die Bitburger

TRIER. Sie rasen mit 300 Stundenkilometern über die Landstraße, überholen waghalsig, suchen den Kick im Tempo und filmen sich dabei. Ein neuer Trend – auch in der Region.

Eine zweispurige Bundesstraße, im Vordergrund sieht man den digitalen Tacho eines Motorrads, er zeigt 170 an, davor rast eine andere Maschine, überholt einen LKW - trotz Gegenverkehrs, die beiden entgegenkommenden Autos müssen abbremsen und nach rechts ausweichen. Die Kamikaze-Fahrer auf zwei Rädern rasen weiter, ihre waghalsigen Manöver werden von der Video-Kamera auf dem hinteren Motorrad festgehalten. Wer genau hinschaut, erkennt, dass es sich bei der Bundesstraße um die B 51 zwischen Bitburg und Trier handelt.Sie brauchen den Nervenkitzel

Das Sat1-Magazin "Akte" zeigte am Dienstagabend das selbst gedrehte Video der beiden Luxemburger. Sie erzählen, getarnt mit Motorradhelmen, warum sie am Wochenende auf ihren Ducatis mit bis zu 300 Stundenkilometern über die Straßen rasen. Sie brauchen den Kick. Selbst wenn eine Fahrt - wie auf dem Video zu sehen ist - mit 150 im Straßengraben endet. Bereits kurz nach dem Beitrag wird im Internet über die beiden "Geisterfahrer" diskutiert. Schnell ist klar: Bei den gezeigten Straßen im Beitrag handelt es sich um die B 51 und die B 257 zwischen Echternach und Bitburg. "Ich fahre die Bitburger fast jeden Tag. Ich bin echt froh, den Rasern noch nie begegnet zu sein. Ich hoffe, das wird auch nie passieren", schreibt ein Zuschauer. Ein anderer ist sich sicher, einen der Motorradfahrer erkannt zu haben, es sei ein in der luxemburgischen Motorrad-Szene Bekannter. Vorbild der beiden Straßenrowdys ist ein schwedischer Motorradfahrer namens Ghostrider (Geisterfahrer). Bei dem etwa 40-Jährigen soll es sich um einen ausgemusterten Rennfahrer aus Stockholm handeln. Der immer in Schwarz gekleidete Mann rast mit seiner Suzuki mit über 400 PS mit 270 bis 340 Stundenkilometern über volle Autobahnen, vollführt waghalsige Überholmanöver und gefährliche Kunststücke - immer gefilmt von etlichen Kameras und nicht selten verfolgt von der Polizei. Bislang konnte das Phantom jedoch noch nicht geschnappt werden. Auch auf dem Nürburgring drehte Ghostrider bereits seine Hochgeschwindigkeitsrunden. Die Videos verkauft er für 20 bis 40 Euro im Internet. Auch in Deutschland hat der Ghostrider etliche Nachahmer. Sie filmen sich bei Hochgeschwindigkeitsfahrten, gefährlichen Stunts und stellen die Videos dann ins Internet. Vor allem die Eifel scheint es ihnen angetan zu haben. Im Internet finden sich zahlreiche Beispiele von Motorrad-Rennen auf den kurvenreichen Landstraßen, bei denen der Tacho des Motorrads mit der Kamera oft nahe an die Marke von 200 Kilometern in der Stunde kommt. Auch eine solche Fahrt durch den Hunsrück oder durch Luxemburg ist im Internet auf einschlägigen Seiten zu finden. Mutproben vor allem auf der B 51 sind nichts Neues. Bereits im März berichtete der Volksfreund über junge Autofahrer, die sich nachts Autorennen auf der viel befahrenen Bundesstraße liefern. Die Polizei hat schon länger ein Auge auf diese so genannten Risikofahrten. Doch es ist schwer, die Raser, die sich und andere in Lebensgefahr bringen, zu schnappen. Genau wie die Ghostrider, die mit irrsinnigem Tempo über die Landstraßen rasen. Es werde zwar immer wieder festgestellt, dass Motorradfahrer mit hoher Geschwindigkeit auf Bundes- und Landstraßen fahren und "mit hohem Risiko" überholen, sagt Polizeisprecher Reinhard Rothgerber. Bislang gebe es aber keine Hinweise, dass es derartige "illegale Privatrennen" in der Region gebe. Bei jedem Motorradunfall wird von der Polizei untersucht, ob eine Mutprobe eventuell Unfallursache sein könnte. 315 Motorradunfälle gab es in diesem Jahr bereits in der Region, elf Motorradfahrer starben bislang dabei. Ob Ghostrider darunter waren, ist nicht bekannt.

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