Im Wald übernachtet

"Ich habe gehört, ich werde gesucht." Mit diesen Worten meldete sich gestern Mittag eine von ihrem Mann am Morgen als vermisst gemeldete 48-Jährige zurück. Mehr als 100 Feuerwehrleute und Polizisten hatten mit Spürhunden und einem Hubschrauber nach ihr gefahndet.

Zemmer-Rodt. "Was soll ich dazu noch sagen?" Helmut Steins Stimme signalisiert zehn Prozent Erleichterung und 90 Prozent Fassungslosigkeit. Der erfahrene Beamte von der Polizeiinspektion Schweich gehört zu den Verantwortungsträgern, die vom Feuerwehr-Gerätehaus Zemmer-Rodt aus die Suche nach der 48-Jährigen koordiniert und organisiert haben. Der kleine Ort in der Verbandsgemeinde Trier-Land erlebte gestern die größte Rettungsaktion seiner Geschichte. Diese Aktion endete abrupt, als die Vermisste völlig unversehrt wieder auftauchte und sich in der Einsatzzentrale meldete.Neue Strecke ausprobiert und dann verirrt

"Sie hat erzählt, sie habe beim Nordic Walking am Samstag eine neue Strecke ausprobiert und sich verirrt", berichtet Stein. "Nach Einbruch der Dunkelheit habe sie es nicht gewagt, weiterzugehen, und dann Schutz in einer Hütte gesucht." Wo sie dann offenbar bis zum Sonntag blieb und erst am Nachmittag der Tatsache gewahr wurde, dass 100 Mann und ein Hubschrauber nach ihr suchen. "Jeder Polizist und jeder Feuerwehrmann hat in einer solchen Situation den Fall Tanja Gräff im Hinterkopf", sagt Helmut Stein. Natürlich sind wir sehr froh, dass der Dame nichts fehlt." Sie habe eine komplette Nordic-Walking-Ausrüstung getragen, als sie sich zurück meldete. "Damit kann man auch bei Minusgraden eine Nacht im Wald verbringen." Die Polizei muss diesen Fall zu den Akten legen: "Wir haben keine Straftat und keinen Verdacht auf eine Ordnungswidrigkeit."Während der Rettungsaktion hätte niemand mit einem derart harmlosen Ende gerechnet. Im Gegenteil: Mit jeder Minute wurden die Befürchtungen größer. Es war bekannt, dass die 48-Jährige auf einer Nordic-Walking-Tour war, als sie am Samstag zum letzten Mal gesehen wurde. Doch weder die Rettungshunde noch die Kräfte zahlreicher Freiwilliger Feuerwehren aus den Landkreisen Trier-Saarburg und Bitburg-Prüm konnten sie finden. Ein Hubschrauber überflog den "Graben", eine drei Kilometer lange schwer zugängliche Senke an der Kreisgrenze - ohne Erfolg.Die Einsatzleitung ging zunächst von einem Unfall aus, konnte nach einigen Stunden erfolgloser Suche jedoch auch ein Gewaltverbrechen nicht mehr ausschließen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort