Image-Grenze

Rheinland-Pfalz will mehr sein als "das Land der Reben und Rüben", das etwas verschlafen und hausbacken, aber in gemütlicher Atmosphäre auf Touristen wartet. Jung, dynamisch, erfolgreich ist statt dessen gefragt.

Für schlappe drei Millionen Euro lässt das Land daher momentan sein Image - rechtzeitig vor der Landtagswahl - durch die Werbekampagne einer Media-Agentur mit Plakaten, Anzeigen und Werbespots aufpolieren. Zumindest das wahrscheinlich üppige Beraterhonorar hätte sich die Staatskanzlei mal gut sparen können. Denn ohne offiziellen Auftrag hat auch der CDU-Landtagsabgeordnete Dieter Schmitt (Fisch/Saargau) erkannt, warum Rheinland-Pfalz nicht gerade dynamisch, innovativ und erfrischend daher kommt: Der Willkommensgruß am Rand von Autobahnen, Bundes- und Landesstraßen an den Landesgrenzen lässt arg zu wünschen übrig. Während das Saarland mit ansprechenden und zeitgemäßen Motiven, freundlich und kreativ seine "Visitenschilder" präsentiere, erscheine Rheinland-Pfalz mit seinen "in Ehren ergrauten und zur Unkenntlichkeit verblassten" Schildern als Negativ-Beispiel, kritisiert der Fraktionsvize. Hier die "pfiffige und positive" Begrüßung durch die Saarländer, dort die "verstaubten und heruntergekommenen" Schilder für Rheinland-Pfalz, die dem Fremden eher den Eindruck vermittelten, die Zeit sei stehen geblieben und "Zukunftsperspektive" sei ein Fremdwort, mäkelte Schmitt. "Sparsam" sei man halt in Mainz, hielt Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage (FDP) dagegen. 1986 wurden die Schilder erstmals aufgestellt (als die Saarländer vermutlich noch nicht einmal wussten, dass dort eine Grenze verläuft) und zehn Jahre später mit dem Willkommensgruß und der Europaflagge nachgerüstet. Doch an der Erneuerung wird bereits gearbeitet. Ein studentischer Gestaltungswettbewerb an der Mainzer Fachhochschule wurde angestoßen. In den nächsten Wochen sollen die besten Motive aus den fünf Vorschlägen ausgewählt werden. Etwas pfiffiger müsse es beim Willkommensgruß werden und etwas herzlicher beim Abschied, heißt es im Bauckhage-Ministerium. Slogans zu finden, dürfte nicht schwer fallen. Fußballfans könnten mit Blick auf Mainz 05-Erfolge das "Aufsteigerland Rheinland-Pfalz" ausrufen. Dem Transitverkehr sollte ein freundliches "An Rheinland-Pfalz kommt keiner vorbei" entgegengehalten werden. Auch politische Anspielungen bieten sich an: "Willkommen in Rheinland-Pfalz, der roten Insel im Westen." Wie lautete noch einmal der Slogan der Imagekampagne? "Wir machen's einfach." Einfach genial!

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