Ise Thomas wechselt Front

MAINZ. Überraschender Frontenwechsel: Die frühere Grünen-Landtagsfraktionschefin Ise Thomas wird Geschäftsführerin der Projektentwicklungsgesellschaft des Landes. Deren Gründung hatte sie 2005 noch als überflüssig angesehen und die Schaffung "lukrativer, politiknaher Spitzenpositionen" gerügt.

 Neuer Job: Ise Thomas. Foto: dpa

Neuer Job: Ise Thomas. Foto: dpa

Knapp ein Jahr nach dem Ausscheiden der Grünen aus dem Landtag hat die langjährige Fraktionsvorsitzende Ise Thomas einen neuen Job - und sorgt damit für Aufsehen in der Landespolitik. Ab März soll die studierte 47-jährige Diplom-Psychologin den Chefsessel der Projektentwicklungsgesellschaft (PER) mit sieben Mitarbeitern von Joe Weingarten übernehmen. Die Zustimmung des Aufsichtsrates nächste Woche ist reine Formsache, denn das Innenministerium lobte bereits heftig ihren durchaus parteiübergreifend anerkannten Sachverstand als Haushalts- und Finanzexpertin.Vor zwei Jahren Kritikerin, nun in Spitzenposition

Bei Gründung der PER, die vor allem Kommunen bei der Umsetzung von Vorhaben unterstützt, hatte Thomas vor zwei Jahren die Pläne eben jenes Ministeriums noch vehement als nicht nachvollziehbar und "überflüssig" abgelehnt. Aus ihrer Sicht hatte man damit lediglich "ein neues Landesunternehmen mit lukrativen, politiknahen Spitzenpositionen" schaffen wollen. Kritik entzündete sich damals, vor allem auch bei der CDU, an der Person Weingarten, einst als Leitender Ministerialrat Mitarbeiter von Ministerpräsident Kurt Beck in der Staatskanzlei und Geschäftsführer der Landesgartenschau Kaiserslautern. Im Landtag hatte Thomas nicht zuletzt moniert, dass der Chefposten damals nicht ausgeschrieben worden war. Genau dies war auch nicht der Fall, als jetzt die Wahl auf sie fiel. Das Innenministerium sei vor einigen Wochen auf sie zugekommen, sagte die Grünen-Politikerin, die im vergangenen Jahr nach internen Widerständen ihre Ambitionen auf den Parteivorsitz hatte fallen lassen, auf Nachfrage des TV. Frühere Vorbehalte gegen die PER sind nach ihren Angaben inzwischen durch klare Aufgabenabgrenzungen etwa zur Entwicklungsagentur oder anderen Wirtschaftsförderungseinrichtungen ausgeräumt. "Sie ist sachkundig und engagiert"

Nicht Konversionsprojekte, sondern die Entwicklung von Liegenschaften in Zusammenarbeit mit dem Landesbaubetrieb LBB und von kombinierten öffentlich-privaten Geschäftsmodellen sollen im Vordergrund stehen. Finanzieren muss sich die Gesellschaft aus ihren eigenen Einkünften als Dienstleister und Berater. Die Bezahlung orientiere sich an den üblichen Konditionen im öffentlichen Dienst, heißt es. Dem Vernehmen nach liegt sie auf dem Niveau eines Gehaltes für Verbandsbürgermeister. "Wir waren mit Frau Thomas nicht immer politisch einer Meinung, aber sie ist sachkundig und engagiert", so Innen-Staatssekretär Roger Lewentz im Gespräch mit dem TV. Vor allem mehr diplomatisches Geschick als ihr Vorgänger muss sie wohl mitbringen, denn der scheiterte wohl nicht zuletzt daran, dass er zu viele Kooperationspartner vor den Kopf stieß, wie es intern heißt.

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