Jagd auf Raser

MAINZ. (us) Bundesweit fahndet die Polizei nach einem Raser in einem Audi TT, der auf der A 3 bei Neuwied einen Serienunfall mit sieben Verletzten ausgelöst hat. Eine Mutter und ihr zehnjähriges Töchterchen erlitten lebensgefährliche Verletzungen. Der Schuldige ist seit der Nacht zu Karfreitag auf der Flucht.

Sieben Menschen werden den Unfall nie vergessen, der sie von einer Sekunde zur anderen in Lebensgefahr gebracht hat. Eine Mutter (29) und ihre Tochter (zehn) leiden womöglich ihr Leben lang unter den Folgen. Alle sind in der Nacht zum Karfreitag auf der A 3 zwischen Neustadt/Wied und Neuwied unterwegs, als gegen 23.55 Uhr von hinten ein dunkler Audi TT - Sportcoupé oder Roadster - mit vermutlich Tempo 180 heranrast. Die Mutter (29) fährt in einem gemieteten silberfarbenen Corsa auf der Mittelspur mit ihren Töchtern, die fünf, sieben und zehn Jahre alt sind. Der Audi stößt, so vermutet die Polizei, beim Überholen gegen die rechte hintere Corsa-Seite. Die aus Bochum kommende Türkin verliert die Kontrolle über ihr Auto. Es gerät ins Schleudern und prallt nach 100 Metern noch mit solcher Wucht rechts gegen die Leitplanken, dass der Motorblock herausgerissen und über die Schutzplanken geschleudert wird. Ein Fahrer eines goldfarbenen M-Klasse-Mercedes, unterwegs mit einer schwangeren Frau, erkennt erst im letzten Augenblick das zertrümmerte Auto. Beim Ausweichmanöver gerät auch sein Wagen außer Kontrolle, prallt ebenfalls gegen die Schutzplanken und bleibt völlig demoliert liegen. Dem Grauen können auch zwei Fahrer von einem blauen und einem schwarzen Ford Fiesta nicht entgehen. Bei Versuchen, nicht in die Unfallstelle zu fahren oder herumfliegenden Trümmern auszuweichen, kippt der Fiesta aus Linz schleudernd um, der andere Fiesta überfährt ein abgerissenes Rad des M-Klasse Mercedes. Neben der vom Raser in Lebensgefahr gebrachten Mutter und ihren drei Kindern werden auch zwei andere Fahrer sowie eine Beifahrerin verletzt. Bis auf den schwarzen Fiesta haben die Autos nur noch Schrottwert. Auch Nizamettin Doganay (35), Vater der verletzten Kinder, wird Ostern 2007 nicht vergessen: Er hofft, dass seine Frau in einer Bonner Klinik aus größter Lebensgefahr gerettet wird. Die kleinste Tochter ist traumatisiert, "aber schon wieder zu Hause". Die zehnjährige Tochter hat gestern in der Mainzer Uni-Klinik "die Intensivstation verlassen können", wie er glücklich sagt. Der Siebenjährigen, die in Neuwied behandelt wird, geht es auch schon wieder besser. "Ich bin den Menschen dankbar, die angehalten und Erste Hilfe geleistet haben", sagt der Mann, der in Rüsselsheim ein Lokal betreibt und sich Urlaub genommen hat, um zwischen den Krankenhäusern zu pendeln.Erinnerung an ähnliche Vorfälle

Nicht nur die Polizei erinnert das Horror-Szenario auf der A 3 an den "Todesraser" Ralf S., der im Sommer 2003 bei Karlsruhe so dicht auf den Wagen einer jungen Frau aufgefahren sein soll, dass sie gegen einen Baum prallte und mit ihrer Tochter starb. Der Mercedes-Testfahrer ist in zweiter Instanz in einem spektakulären Prozess zu einem Jahr Gefängnis auf Bewährung verurteilt worden. Ein Raser, der vor mehr als acht Jahren nahe Olzheim (Eifelkreis Bitburg-Prüm) auf der B 51 einen Unfall verursachte, bei dem drei Menschen getötet wurden, ist bis heute nicht ermittelt. Die Polizei hofft in dem jüngsten Fall, mit einer bundesweiten Fahndung eine Spur zu dem Raser zu finden. Vielleicht haben auf der A 3 noch Zeugen den Audi TT gesehen. Möglicherweise ist auch ein solcher Wagen mit verräterischen Lackspuren seit Karfreitag aufgefallen. Die Polizei geht davon aus, dass ein Audi TT, ein Roadster oder Sportcoupé, Baujahr zwischen 1998 und 2002, "Nimbusgrau"(dunkel-grauer bis anthrazitfarbener Farbton), den schweren Serien-Unfall verursacht hat. Der Audi TT ist vermutlich nicht allzu stark beschädigt. Jedenfalls konnte der Fahrer mit hohem Tempo davonfahren und flüchten. Hinweise erbittet die Polizeiautobahnstation Fernthal, Telefon 02683/98 55-0 oder per E-Mail an: pastfernthal@polizei.rlp.de.

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