Joachim Winklers Kolumne: Leben im Landtag

Zeichnet sich der Mainzer Landtag an sitzungsfreien Tagen üblicherweise eher durch eine gewisse Gemächlichkeit und Besucher aus, die gemessenen Schrittes die "heiligen Hallen" betreten, so kam in dieser Woche erfreulich spontanes Leben ins Hohe Haus: 18 Jungen und Mädchen der Klasse 3a der Schwerpunktschule Trier-Euren hatten sich früh auf den Weg gemacht, um in der Landeshauptstadt zu erkunden, wo und wie denn dort Politik gemacht wird. Gewisse Skepsis herrschte zwar bei der Landtagsverwaltung, stehen doch ansonsten erst Schüler ab Klasse neun auf dem Programm. Doch die Neunjährigen hatten sich bereits vorab mit ihren Lehrerinnen Roswitha Norta-Lanser und Anette Flocken wochenlang mit dem demokratischen System, der Beteiligung von Bürgern in der Politik und der Frage, wer denn was zu sagen hat, beschäftigt. Dann lud sie der Grünen-Abgeordnete Reiner Marz, dessen Sprössling die Klasse besucht, nach Mainz ein. Bei einem für die Kids aufregenden Frage-Antwort-Spiel im Plenarsaal musste er als Volksvertreter wacker seinen Mann stehen. Was macht ein Politiker? Wie viel verdient ein Politiker? Und überhaupt: Wie wird man Politiker? Spannende Frage eines neugierigen Mädchens: Prügeln die sich auch? Doch Marz konnte Entwarnung geben: Allenfalls gebe es hin und wieder eine Redeschlacht. Den eigenen Klassenraum vor Augen, wollte man natürlich auch unbedingt wissen, warum die Sitze im Saal rund angeordnet sind? Doch die Kleinen waren nicht ohne Wunschzettel angereist. Mehr Betreuung müsste es in der Schule geben, schönere Klassenräume und Möbel - und Schulhöfe mit Klettergerüst. Ach ja: Dann war da noch die leidige Sache mit dem Sitzenbleiben. Wenn die Kinder mehr unterstützt würden, bräuchte man nicht sitzen zu bleiben, so die einfache, aber auch einleuchtende Logik. Ob es schwer ist, Politiker zu sein, wollte Denise noch wissen. Die Kleinen können aber auch knifflige Fragen stellen.

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