Jubel und Pfiffe

Kurt Beck strahlt - zumindest auf dem Einband eines Buches, das Ende September erscheinen soll. "Kurt Beck. Ein Sozialdemokrat. Die Autobiographie", lautet der Titel. Selbst verfasst und nicht von einem Schreiber im Geiste zu Papier gebracht, wie es heißt.

Damit ja niemand auf falsche Gedanken kommt, hier ziehe jemand vorzeitig seine politische Lebensbilanz, wird im Umfeld des SPD-Chefs versichert, dass es sich nicht um Memoiren handelt. Das Interesse an einer Biographie habe halt zugenommen.

Skepsis, die offenbar unter wankelmütigen Berliner Genossen herrscht, ob der Zeitpunkt zwischen Umfragetiefs, Richtungsdebatten und Entscheidung über den Kanzlerkandidatur geschickt gewählt ist für ein solches Werk, werden in Mainz - selbstverständlich - nicht gehegt. Eine Autobiographie im ursprünglichen Sinne wird es allerdings nicht. Vielmehr ein Interview-Buch ohne Fragen. Denn ursprünglich war ein Buch im Frage-Antwort-Spiel mit einer Journalistin geplant, die Beck seit Monaten interviewt. Der Verlag betreibt bereits heftig Werbung. Die SPD stecke in einer tiefen Krise, eingekeilt zwischen einer populistischen Linken und einer sozialdemokratisierten Union, heißt es in der Ankündigung. Wenn es jemandem gelingen könne, diese Last erfolgreich zu schultern, dann Kurt Beck, sind zumindest die Verlagsstrategen sicher. Beck nehme den Leser mit auf seinem Weg in die Politik und in die Zentren der Macht. Auch sollen Erfahrungen nicht ausgeklammert werden, wenn aus Jubel Pfiffe werden und Heckenschützen Stellung beziehen. Gerade Letzteres dürfte auf besonderes Leserinteresse stoßen. Dass Beck dem jedoch so groß Rechnung trägt, ist nicht zu erwarten. Schließlich heißt das Buch ja nicht "Die Abrechnung".

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