Jung-Lehrer sind Mangelware

Nachwuchslehrer sind rar - für bestimmte Unterrichtsfächer und besonders in ländlichen Regionen wie Eifel, Westerwald oder Westpfalz. Ist das landesweite Stellenangebot größer als die Bewerber-Nachfrage, hat das flache Land oft das Nachsehen. Mit Besserung ist kurzfristig nicht zu rechnen.

 In den ländlichen Regionen von Rheinland-Pfalz fällt mehr Unterricht aus, da es dort schwieriger ist, Lehrerstellen zu besetzen. Foto: TV-Archiv/Katja Krämer

In den ländlichen Regionen von Rheinland-Pfalz fällt mehr Unterricht aus, da es dort schwieriger ist, Lehrerstellen zu besetzen. Foto: TV-Archiv/Katja Krämer

Mainz. Steigende Schülerzahlen an den Gymnasien lassen die Nachfrage nach Lehrern wachsen, doch die Bewerberlisten sind leer. Dagegen wachsen die Liste der Fächer mit Lehrermangel und die "Versorgungsprobleme" mit Lehrern in Randgebieten des Landes. Überdurchschnittlicher Stundenausfall beispielsweise an einzelnen Schulen der Eifel ist die Folge (der TV berichtete). Bereits seit Jahren gibt es landesweit Engpässe in naturwissenschaftlichen Fächern, Mathematik, oder Kunst. Nun kommen auch "Massenfächer" wie Deutsch oder Englisch dazu. War die Nachwuchsriege vor Jahren noch so groß, dass alle Stellen besetzt werden konnten, ist nach Angaben von Thomas Batholome von der Schulaufsicht in Trier jetzt noch für drei bis vier Jahre mit einer angespannten Lage zu rechnen.Die Bewerber für Lehrerstellen wüssten, dass sie Mangelware seien, sagt Batholome. Entsprechend konkret sind die Vorstellungen zum Arbeitsort. Ob private Lebenslage oder Partnerschaft, gewünschte Nähe zu Großstadt oder Studienort, die Gründe, nicht aufs Land zu strömen, sind vielfältig. Möglichst alle Stellen zu besetzen dauert immer länger, wenn es überhaupt gelingt. Ein Phänomen sorgt zudem für stetiges Auf und Ab bei Lehramtsstudenten: Gibt es viele, wird vor schlechten Perspektiven gewarnt, prompt gibt es zu wenige und es wird erneut geworben.Für Malte Blümke vom Philologenverband der Gymnasiallehrer ist der Bewerbermangel zum Großteil "hausgemacht". Zu wenig Ausbildungsplätze in Studienseminaren und die Kürzung der Referendar-Gehälter haben nach seinen Angaben den Nachwuchs in andere Länder abwandern lassen. Bis 2004 sei noch vom Lehramtsstudium abgeraten worden, so Tilman Boehlkau von der Gewerkschaft GEW, der Nachwuchsprobleme auch bei Berufsbildenden Schulen, Real- und Hauptschulen ausmacht. Das Probleme wird sich aus seiner Sicht noch deutlich verschärfen, wenn in den nächsten zehn Jahren jeder zweite Lehrer pensioniert wird. Weil in den 80er Jahren bei sinkenden Schülerzahlen nicht eingestellt wurde, fehle dann eine Lehrergeneration. Das Mainzer Bildungsministerium verweist darauf, dass seit Jahren nicht nur die Zahl der Lehramtsstudenten steigt, sondern auch die Kapazität der Studienseminare für die Lehrer-Referendare ausgebaut wird. Die Stellenvergabe beginne stets bei den "schwierigen Regionen", für die es auch vogezogene Einstellungszusagen geben könne. Mit der Umschulung von Seiteneinsteigern wird versucht, Lücken in Mangelfächern zu schließen. "Wir haben durchaus Leute, die gern aufs Land gehen", sagt Batholome. Noch sind es allerdings nicht genug, um das Gefälle zur Rheinschiene oder zu Städten wie Trier zu schließen. Meinung Verfehlte Planung Wer will es jungen Lehrern verdenken, wenn sie sich ihren Arbeitsplatz nach ihren Vorstellungen und nicht nach den Belangen der Unterrichtsversorgung auf dem Land aussuchen. Drohen sich dadurch allerdings Bildungschancen zwischen Stadt und Land auseinanderzuentwickeln, hat die Politik die Weichen falsch gestellt. Der verstärkte Ausbau der Studienseminare kommt reichlich spät und Anreize, auch in wenig gefragten Regionen zu unterrichten, sind nicht sonderlich attraktiv. Im Wettbewerb der Länder um gute Lehrer muss sich Rheinland-Pfalz anstrengen, bevor vielleicht als letzter Ausweg der Schritt in den Beamtenstatus mit einem Einsatz auf dem Land verknüpft wird. j.winkler@volksfrerund.de

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