Junge Union wenig begeistert über Bundesvorsitzenden

TRIER. Der Vorsitzende der Jungen Union (JU), Philipp Mißfelder, hat 85-Jährigen das Recht auf künstliche Hüftgelenke abgesprochen und damit eine heftige Debatte eröffnet. Seiner Organisation hat der 23-Jährige eher geschadet als genutzt, glauben viele JUler im Land.

"Ich halte nichts davon, wenn 85-Jährige noch künstliche Hüftgelenke auf Kosten der Solidargemeinschaft bekommen." Mit dieser Äußerung hat der Vorsitzende der Jungen Union vergangene Woche einerseits zwar eine Debatte um Generationengerechtigkeit ausgelöst, andererseits aber auch kräftig Haue bekommen - von erbosten Rentnern und aus den eigenen Reihen. "Inakzeptabel" nennt CDU-Chefin Angela Merkel seine Äußerungen und Edmund Stoiber, CSU-Chef und derzeit im Landtagswahlkampf aktiv, polterte, das sei "unter aller Sau", Mißfelder solle sich mit der katholischen Soziallehre vertraut machen und "nicht so einen Unsinn" reden. Mittlerweile - eine Woche nach Mißfelders Interview und einer zwischenzeitlichen Entschuldigung - will Angela Merkel nun zwar Generationengerechtigkeit "zum zentralen Thema der nächsten Jahre machen", doch insgesamt ist die Reaktion auf Mißfelder eher negativ ausgefallen. Auch innerhalb der JU, wie sich im Gespräch mit Funktionären der CDU-Jugend zeigt. "Das Ansinnen, auf Generationengerechtigkeit hinzuweisen, ist richtig", meint Jens Rosenbaum, JU-Vorsitzender im Kreis Trier-Saarburg, "aber die Äußerungen haben der Jungen Union geschadet." Es sei wichtig, sich mit dem Thema auseinander zu setzen, aber "nicht, indem man den Leuten Angst macht". Frank Müller, JU-Chef im Kreis Bitburg-Prüm, hat schon so einiges an Kritik zu hören bekommen, wie er berichtet: "Sympathie hat uns Mißfelder sicher nicht gebracht." Wer sein ganzes Leben in die Versicherung eingezahlt habe, habe ein Recht auf eine gute Versorgung. "Mißfelder hätte sich seine Äußerungen sparen sollen", findet auch Marco Gellner, JU-Chef Bernkastel-Wittlich. Während die Kreisverbände also eher schlecht auf ihren Bundesvorsitzenden zu sprechen sind, sieht man das auf höheren Ebenen etwas differenzierter. Marcus Klein, stellvertretender Bundesvorsitzender der JU aus dem pfälzischen Ramstein-Miesenbach, hält es zumindest für "keinen Schaden, dass über die JU gesprochen wird". Schließlich gebe es ja mittlerweile auch Zustimmung für Mißfelder. "Meine Wortwahl", schränkt Klein ein, "wäre das aber nicht gewesen". Andreas Kerz, JU-Landesvorsitzender, sieht zwar auch "einen Nachholbedarf in der Diskussion", ist aber mit Mißfelders Äußerungen überhaupt nicht einverstanden. Mißfelder sei "übers Ziel hinausgeschossen", sagt Kerz. Nicht nur der JU, sondern vor allem sich selbst habe der vergangenen Herbst gewählte Mißfelder geschadet: "So einen Ausrutscher kann er sich nicht noch einmal erlauben."

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