Karl Diller will nicht mehr

TRIER. Karl Diller will die politische Bühne verlassen. Der 64-jährige SPD-Bundestagsabgeordnete und Parlamentarische Staatssekretär im Bundesfinanzministerium will bei der vorgezogenen Neuwahl nicht antreten. Katarina Barley, 36-jährige Hoffnungsträgerin der SPD im Landkreis Trier-Saarburg, ist seine Wunschnachfolgerin – doch sie hat abgesagt.

"Ich werde dem Vorstand mein Angebot mitteilen, auf eine Kandidatur zu verzichten." Karl Diller (Fotos: Klaus Kimmling) wirkt so wie immer. Leise Stimme, minimale Mimik und Gestik - er scheint den Zuhörer geradezu zwingen zu wollen, sich in Ermangelung visueller oder akustischer Ablenkungen allein auf den Inhalt seiner Aussagen zu konzentrieren. Ein Prinzip, das auch seine Arbeitsweise charakterisiert: nüchtern, sachlich, ohne Gepolter. "Ich habe ein langes und reiches parlamentarisches Leben hinter mir und bin sowohl den Genossen als auch den Wählern sehr dankbar." Dillers Satz passt hervorragend in eine Abschiedsrede, harmoniert aber kaum mit dem Zugzwang, den sein Rückzug der SPD auferlegt. "Ich sehe das Problem", räumt er ein. Diller hätte gerne die dazu passende Lösung präsentiert, doch die hat andere Pläne. Katarina Barley, 36-jährige promovierte Juristin, hat gerade die Landratswahl Trier-Saarburg gegen Günther Schartz (CDU) verloren, aber mit 44,61 Prozent dennoch einen Achtungserfolg für die SPD eingefahren. "Ich kenne Katarina seit Jahren und weiß deshalb, dass sie begeistern und Lösungen finden kann." Doch auch Katarina Barley will nicht kandidieren. "Ich habe gerade einen Wahlkampf beendet und werde nicht gleich danach den nächsten starten", sagt sie im Gespräch mit dem TV. "Das kann ich meiner Familie nicht antun." Deshalb stellt sich die Frage, ob die SPD Karl Diller so einfach in den zweifellos verdienten Ruhestand entlassen wird. "Es ist natürlich möglich, dass alle mich angucken und mir sagen, ich solle nochmal antreten." Dillers Gesichtsausdruck signalisiert in einer für ihn ungewohnten Deutlichkeit, dass er darüber nicht glücklich wäre. "In einem solchen Fall müsste ich zuerst mit meiner Frau sprechen."Klarer Sieger der Bundestagswahl 2002

Karl Diller hat eine harte Legislaturperiode hinter sich. 2002 war er noch der einzige klare Sieger der Bundestagswahl. Die Wähler bescheinigten ihm, dass er ihrer Ansicht nach trotz des zeitaufwändigen Regierungsjobs seinen Wahlkreis nicht vernachlässigt hat. Doch in den vergangenen drei Jahren hagelte es harte Kritik. Vor allem die Schließung der Hochwaldkaserne in Hermeskeil provozierte den Vorwurf, Diller setzte sich nicht mehr mit aller Konsequenz für seine Region ein und habe kaum etwas erreicht. Der Altmeister bleibt gelassen. "Ich konnte durch persönlichen Einsatz vieles für den Wahlkreis und die Region Trier durchsetzen", sagt er. Ein kleiner Auszug aus seiner Liste: Drei Millionen zahlte der Bund 2004 für die Schaffung von Ganztagsschulen, die Bundeskasse Trier blieb erhalten ("meine Entscheidung"), die Konversion der französischen Militärbrachen wurde zum Erfolg. Die "regional wichtigsten Verkehrsinfrastrukturverfahren", darunter der A1-Lückenschluss, wurden in der höchsten Dringlichkeitsstufe des Bundesverkehrswegeplans 2015 verankert. Auch die Rat-, Trost- und Perspektivlosigkeit der SPD scheint Diller nicht den Schlaf zu rauben. "Ich freue mich auf die Zukunft", sagt er. Tatsächlich? Darauf folgt fast ein Grinsen. "Es wird sehr schnell klar werden, dass bei der CDU absolut nichts zusammenpasst."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort