"Kaster-Express" reif fürs Abstellgleis?

Wird Trier demnächst vom Bahn-Fernverkehr völlig abgekoppelt? Das zumindest behauptet eine Studie, die gestern veröffentlicht wurde. "Hanebüchene Stimmungsmache", kontert die Bahn.

 Fährt zumindest vorerst weiter: Triers direkte ICE-Verbindung nach Berlin, der „Kaster-Express“. Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

Fährt zumindest vorerst weiter: Triers direkte ICE-Verbindung nach Berlin, der „Kaster-Express“. Foto: TV-Archiv/Friedemann Vetter

Trier. Seit zweieinhalb Jahren ist die im Osten der Republik gelegene Hauptstadt dem ganz im Westen gelegenen Trier ein wenig näher gerückt, besser gesagt: einfacher zu erreichen. Ein einmal täglich in beide Richtungen verkehrender Intercity-Express (ICE) macht's möglich - Trier-Berlin oder umgekehrt ohne lästiges Umsteigen.Direkte Verbindung schon bald wieder Geschichte?

"Eine bequeme Art zu reisen", sagen Zeitgenossen, die mit dem - nach seinem christdemokratischen Fürsprecher - auch "Kaster-Express" genannten Zug schon einmal gefahren sind. Allerdings: Möglicherweise ist die direkte Zugverbindung nach Berlin schon bald wieder Geschichte. Laut einem Gutachten der Berliner Beratungsfirma KCW könnten Trier und 14 weitere Städte schon bald vom Fernverkehr abgekoppelt werden. Der Grund: die bevorstehende Teilprivatisierung der Bahn und höhere Rendite-Erwartungen.Für Trier könnte das nicht nur das Aus für den "Kaster-Express" bedeuten. Zur Disposition stünden dann wohl auch die täglich fünf direkten Intercity-Anbindungen von Luxemburg über Trier nach Norddeutschland und ins Ruhrgebiet. Im optisch ohnehin wenig attraktiven Trierer Bahnhof hielten dann nur noch die langsameren und unkomfortableren Regionalbahnen und Regionalexpresse, die schon heute die einzigen Verkehrsmittel auf der Eifel- und Saarstrecke sind.Ungewöhnlich scharfzüngig reagierte gestern die Bahn auf das unter anderem vom Rhein-Main-Verkehrsverbund in Auftrag gegebene Gutachten. "Es ist frei erfunden, dass Dutzende Halte im Fernverkehr aufgegeben werden sollen", kommentierte Bahn-Vorstand Karl-Friedrich Rausch die Liste der angeblichen Streichkandidaten. Unter dem Deckmantel einer wissenschaftlichen Arbeit würden Ängste geschürt, Reisende und politisch Verantwortliche verunsichert. Dass das Gutachten gerade jetzt erscheine, sei ein durchsichtiges Manöver, glaubt der Bahn-Vorstand.Worauf Rausch abzielt: Seit Monaten wird in Berlin über eine (Teil-)Privatisierung der Bahn gestritten. Vor allem unter den Sozialdemokraten sind die Bedenken groß. Ein so wichtiges Unternehmen der Daseinsvorsorge dürfe nicht einfach dem Primat des privaten Marktes unterworfen werden, meinte erst gestern Berlins Regierender SPD-Bürgermeister Klaus Wowereit. Und was sagt CDU-Mann Bernhard Kaster? Der Bundestagsabgeordnete warnt - wie übrigens auch der regionale Schienenpersonen-Nahverkehrschef Thomas Geyer - vor "voreiligen Spekulationen". Ihm habe ein Bahn-Verantwortlicher erst unlängst versichert, dass Trier ein "fester Bestandteil des Fernverkehrsnetzes" sei. Gut möglich also, dass der "Kaster-Express" doch noch nicht so rasch aufs Abstellgleis geschoben wird.

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