Kein Sprung in die Fluten

Der Urlaub ist die Zeit des Erholens. Während viele ausspannen und sich selbst möglichst wenig abverlangen, fühlen sich andere sportlich herausgefordert. Zu letzt genannter Kategorie scheint sich der Mainzer Regierungs-Chef Kurt Beck nur begrenzt zu zählen.

Zwar will er im ausgesprochen flachen Teil der heimatlichen Südpfalz und des angrenzenden Elsass für Bewegung sorgen, wenn er zusammen mit Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner, Bildungsministerin Doris Ahnen und Regierungssprecher Walter Schumacher auf Radtour geht. Entschieden Abwinken ließ Beck jedoch bei einer außergewöhnlichen Einladung zur sportlichen Aktivität, die ihm jetzt ins Haus flatterte. Die Präsidentin des Deutschen Schwimm-Verbandes schlug darin ein Wettkampfschwimmen der Ministerpräsidenten vor. Europas schönste Schwimmhalle in Berlin sei ein idealer Ort, um zeitgleich mit den Deutschen Meisterschaften im Sommer 2004 einen Einzelwettkampf der Regierungs-Chefs und einen Staffelwettbewerb mit vier Teilnehmern aus den jeweiligen Landeskabinetten stattfinden zu lassen, teilte Christa Thiel mit. Eingebrockt hat den Ministerpräsidenten diese Einladung ihr meist etwas vorlauter Saar-Kollege Peter Müller durch einen entsprechenden Vorschlag bei der Einweihung des neuen Saarbrücker Schwimmbades. Beck ließ jedoch umgehend absagen und bat ohne große Worte um Verständnis. Mit Ede Stoiber, Roland Koch oder Erwin Teufel in herkömmlicher Badehose oder im schicken Einteiler um die Wette zu kraulen oder brustschwimmen? Diese Vorstellung war dann wohl doch zu viel für den ansonsten für vielerlei Vorschläge offenen Genossen, der eher auf Gemütlichkeit setzt. Auch aus anderen Metropolen verzeichnet der Schwimmverband bisher keine Zusagen. "Eine nette Idee, aber Absage", so lautet meist die Reaktion nach Angaben einer Mitarbeiterin der Sportlertruppe. Vorbei sind offenbar die Zeiten, als sich ein Umweltminister Klaus Töpfer wagemutig in Mainz in die reißenden Fluten des Rheins stürzte oder ein Ministerpräsident Rudolf Scharping sich auf den Spuren der Tour de France durch die Pyrenäen quälte. Ganz zu schweigen vom großen Vorsitzenden Mao, der beim Schwimmen im Yangtse eindrucksvoll demonstrierte, wer der starke Mann in China ist. Heutzutage sind Minister und Ministerinnen in Mainz dagegen allenfalls mit Inline-Skates unterwegs, wenn es gilt, sportlich und im Trend zu sein. Vor den wahren Herausforderungen wie Schwimm-Staffeln wird dagegen gekniffen.

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