Kein echter Schutz vor der Seuche

Mit der Impfung aller Rinder, Schafe und Ziegen sollte die Tierseuche Blauzungenkrankheit eingedämmt werden. Doch weniger als zwei Drittel der Tiere wurden geimpft, die Krankheit kann also wieder ausbrechen.

Trier/Koblenz. Vor einem Jahr ging die Angst unter den Viehzüchtern der Region um: Die Blauzungenkrankheit grassierte, Hunderte von Rindern, Schafen und Ziegen verendeten an der für die Menschen ungefährlichen Tierseuche. Viele Landwirte verlangten nach einer raschen Impfung der noch gesunden Tiere, um das Ausbreiten der Krankheit, die durch eine aus Südeuropa stammende Fliege übertragen wird, einzudämmen. Das Mainzer Landwirtschaftsministerium sagte zu, so schnell wie möglich mit der Impfaktion zu starten - jedenfalls noch rechtzeitig, bevor im Herbst mit einem neuen Ausbruch der Blauzungenkrankheit gerechnet werden muss. Das Land erließ eine Impfpflicht für alle Schafe, Rinder und Ziegen. Mitte Mai begann die Impfung der 230 000 Schafe und 400 000 Rinder. Mehr als 700 000 Euro kostete die Aktion, die Kosten wurden je zur Hälfte vom Land und von der Tierseuchenkasse getragen. Schafe und Ziegen brauchen nur eine Injektion, danach sollen sie gegen den Blauzungen-Virus immun sein. Rinder müssen zweimal geimpft werden, bevor sie gegen die Krankheit immun sind. Drei Wochen nach der letzten Impfung sollen die Tiere geschützt sein. Am 5. August ist die Frist für die Impfung der Rinder abgelaufen. Und das Ergebnis ist ernüchternd: Gerade mal 60 Prozent der 5721 Schaf- und Ziegenbestände im Land sind geimpft, wie Zahlen des zuständigen Landesuntersuchungsamtes (LUA) in Koblenz belegen.

Mit 67 Prozent weisen der Eifelkreis Bitburg-Prüm und der Landkreis Trier-Saarburg in der Region noch die höchste Impfquote in Schaf- und Ziegenbeständen auf. Im Vulkaneifelkreis sind 59 Prozent der Bestände geimpft, in Bernkastel-Wittlich 52 und in Trier 56 Prozent von dort insgesamt 16 Schaf- und Ziegenbeständen.

Land will alle Tierhalter anschreiben



Deutlich schlechter sieht die Quote bei den Rindern aus. Landesweit sind von 394 224 registrierten Rindern nur 58 Prozent geimpft worden. Im Eifelkreis Bitburg-Prüm sind mit 105 607 Rindern 67 Prozent gegen die Blauzungenkrankheit geimpft, im Kreis Bernkastel-Wittlich liegt die Quote bei 55 Prozent (25 279 Tiere). Im Vulkaneifelkreis (32 953 Tiere) und im Kreis Trier-Saarburg (23 392) wurden jeweils 51 Prozent der Rinder geimpft. Von den 834 für Trier registrierten Rindern erhielten bis Ende der Impffrist gerade mal 33 Prozent den Pieks gegen die Seuche. Das Land will nun alle Tierhalter, die bislang nicht geimpft haben, anschreiben und an die Impfpflicht erinnern. Doch selbst wenn die betroffenen Viehhalter ihre Tiere noch impfen lassen, erhalten sie nach Auskunft von LUA-Sprecher Achim Ginkel keine Entschädigung aus der Tierseuchenkasse, wenn die Tiere an der Blauzungenkrankheit verenden sollten.

Dass die Seuche noch längst nicht ausgerottet ist, zeigt sich derzeit in Niedersachsen. Dort sind allein in diesem Jahr bereits 1326 Tiere an der Blauzungenkrankheit erkrankt. In keinem anderen Bundesland gibt es derzeit so viele Fälle wie dort. In Rheinland-Pfalz liegt die Zahl aktuell bei 107 bestätigten erkrankten Tieren, im benachbarten Saarland sind es 22 und in Nordrhein-Westfalen 529.

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