Keine Hochzeit unter Freunden

FREISEN. Das Saarland setzt auf Eigenständigkeit. Damit sind die Interessen eines kleinen Landes am besten wahrzunehmen, glaubt Saar-Ministerpräsident Peter Müller. Er machte seinem Mainzer Kollegen Kurt Beck in aller Freundschaft klar, dass er auf keine Länder-Ehe erpicht ist.

Demonstrativ prangt hinter den beiden Regierungs-Chefs der Werbeslogan: "Das Saarland. Ein kleines Land mit großer Zukunft." So eindeutig ist auch die Botschaft von Peter Müller. Dass jetzt 55 Saarländer in Haupersweiler nach Jahrzehnte langem Kampf auf eigenen Wunsch die Länderzugehörigkeit wechseln und Pfälzer werden, macht nach seinen Worten Sinn. Schließlich spielt sich deren Leben schon lange größtenteils jenseits der Grenze ab, die die Straße "In der Gaß" vom Nachbarort Herchweiler trennt. Vom Einstieg in eine schleichende Fusion wollen weder Beck noch Müller etwas wissen und reden stattdessen im Fall der "Gaß" von gelebtem kooperativem Föderalismus. "Wir geben fünf Fußballmannschaften ab und bekommen dafür das Gelände von fünf Fußballplätzen", umschreibt Müller bildhaft den Tausch Menschen gegen Land. Von den 100 000 Euro Handgeld für seine Kasse sagt er nichts. Geld und mögliche Kosteneinsparungen können nach seiner Überzeugung auch kein Grund für eine Länderfusion sein. Da seien bisher ohnehin nur Rechnungen mit vielen Unbekannten aufgemacht worden, moniert der Regierungs-Chef. Kosten für die politische Führung, die im Saarland bei rund 100 Millionen Euro und in Rheinland-Pfalz fast doppelt so hoch liegen, ließen sich nicht einfach streichen. Von den zusätzlichen Umstellungskosten ganz zu schweigen.Sein Mainzer Kollege Beck lässt dennoch nicht locker. Der Bevölkerungsrückgang um ein Viertel in den nächsten drei Jahrzehnten wird nach seiner Auffassung die Frage der Länder-Neugliederung automatisch neu stellen. Fürs erste bleibt allerdings auch für ihn vorrangig, die Zusammenarbeit auszubauen. Eine gemeinsame Arbeitsgruppe soll bis Ende 2004 eine Bestandsaufnahme bestehender Kooperationen vorlegen und prüfen, wo noch weitere Zusammenarbeit sinnvoll ist. Geprüft wird unter anderem, die Statistischen Landesämter zusammenzulegen und im Bereich der Justiz ein gemeinsames Mahngericht einzurichten.Auch die Zusammenarbeit der Oberlandesgerichte wird diskutiert. Eine neuer Anlauf soll für eine Kooperation der Flughäfen Saarbrücken und Zweibrücken gemacht werden.Sichtlich froh über das gute Miteinander zwischen Mainz und Saarbrücken ist Ingrid Seyler, die Haupt-Kämpferin für den Grenzwechsel der 55 "Gaß"-Bewohner. Zufrieden verfolgt sie die Unterzeichnung des Staatsvertrages, der noch von den Landtagen abgesegnet werden muss, bevor im Herbst die Grenze endgültig neu gezogen wird. Ob Rheinland-Pfälzer und Saarländer nicht generell zusammen kommen sollten? Da hält sie sich bedeckt. Das sollten lieber mal andere entscheiden.

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