Keine Lust mehr auf "übereinander"

SPANGDAHLEM. Das amerikanische Militär denkt offenbar über eine Schließung der Bitburger Housing nach. Grund: Die Renovierung der alten Gebäude ist zu teuer. Aber auch Sicherheitsaspekte spielen eine Rolle.

 Auslaufmodell Housing? Die Bitburger US-Wohnsiedlung wird vermutlich geschlossen.Foto: TV -Archiv/C. Brunker

Auslaufmodell Housing? Die Bitburger US-Wohnsiedlung wird vermutlich geschlossen.Foto: TV -Archiv/C. Brunker

Noch winden sich die verantwortlichen Stellen um eine klare Aussage. Doch die Signale sind eindeutig: Über kurz oder lang wird die Bitburger Housing, in der derzeit noch rund 2500 US-Soldaten samt Familienangehörigen leben, wohl an die Bundesrepublik übergeben werden. Erstes Anzeichen dafür: Die millionenschwere Renovierung der in die Jahre gekommenen Wohnblocks wurde plötzlich gestoppt. Entsprechende Informationen des CDU-Landtagsabgeordneten Michael Billen (Bitburg) waren von amerikanischen und deutschen Stellen unlängst noch dementiert worden. Mittlerweile aber sind andere Töne zu hören. "Die Renovierung der Wohnblocks ist endgültig gestoppt. Sie ist einfach zu teuer", sagt Wolfgang Hofmann, Sprecher des US-Hauptquartiers der Luftwaffe in Europa. Die Vorschriften für Ausstattung und Sicherheit der Gebäude seien inzwischen derart umfangreich, dass sich die Instandsetzung der Housing nicht mehr lohne.Bereits Ende vergangenen Jahres hatte sich der damalige Kommandeur der Air Base Spangdahlem, zu der die Housing seit 1994 gehört, kritisch über den Bitburger "Ableger" geäußert: "Die amerikanische Bevölkerung liebt es nicht, in einem Wohnblock übereinander zu leben", sagte Oberst Gregory J. Ihde. Hinzu kommt: Viele der 1200 Housing-Wohnungen sind schlichtweg zu klein für eine mehrköpfige Familie. Zunächst war deshalb daran gedacht, die Wohnblocks einfach abzureißen und durch Reihenhäuser zu ersetzen. Ein Plan, von dem die Amerikaner aber aus Kostengründen offenbar abgerückt sind.Statt dessen sollen nun möglichst viele US-Familien privat, also bei deutschen Häuslebesitzern untergebracht werden. Eine Abordnung amerikanischer Militärs klopfte deshalb kürzlich bei Bitburgs Bürgermeister Joachim Streit und dem Speicherer Verbandsgemeinde-Chef Rudolf Becker an die Tür und bat um Unterstützung bei der Wohnraumsuche. Streit und Becker sagten zu, in ihren Amtsblättern einen Aufruf zu veröffentlichen, in dem die Leiterin des US-Wohnungsamts darum bittet, freie Mietwohnungen zu melden.Bis zu 45 Minuten Fahrzeit Entfernung vom Flugplatz dürfen sich die Militärangehörigen einquartieren. Seit Spangdahlem über einen eigenen Autobahnanschluss verfügt, ist das potenzielle "Vermietungsgebiet" somit deutlich größer geworden. Dass aus dem Renovierungsstopp für die Bitburger Housing Rückschlüsse auf die Zukunft der Air-Base gezogen werden können, wird von US-Sprecher Hofmann bestritten: "Völliger Unsinn." Ebenso wenig handele sich um eine Bestrafung für den Amerika-kritischen Kurs der Bundesregierung, wie CDU-Mann Billen gemutmaßt hatte. Der Kaschenbacher will derweil bereits wissen, wann für die Bitburger Housing das letzte Stündlein geschlagen hat: "In spätestens zwei Jahren ist der Laden dicht."

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