Keine rechte Gefahr im Land

Könnte sich die Hetzjagd im sächsischen Mügeln in Rheinland-Pfalz wiederholen? Der Trierer Soziologe Roland Eckert, sagt: nein. Es gebe keine derartigen fremdenfeindlichen Tendenzen im Land.

Trier. Bei Roland Eckert steht das Telefon nicht mehr still. Der Trierer Soziologe ist nach der Hetzjagd auf acht Inder im sächsischen Mügeln ein gefragter Interviewpartner - bundesweit. Bei einem Fest in der ostdeutschen Kleinstadt waren die Inder von einem 50-köpfigen Mob mit "Ausländer-raus"-Rufen durch die Straßen gehetzt worden - alle acht Inder wurden dabei verletzt. Eckert ist Experte in Sachen Rechtsextremismus. Seit Jahren erforscht er die Ursachen für rechte Gewalt und rechtsextreme Tendenzen unter Jugendlichen. Die Ereignisse vom Wochenende überraschten ihn nicht, sagt der Soziologe im Gespräch mit unserer Zeitung. Er warnt seit langem vor einem Zusammenhang zwischen zunehmender Gewaltbereitschaft sowie rechtsextremen Einstellungen mit Arbeits- und Zukunftslosigkeit von Jugendlichen. Gerade die Perspektivlosigkeit der ostdeutschen Jugendlichen mache sie für rechtsextremistische Tendenzen anfälliger, sagt der Soziologe. Daher besteht für ihn auch kein Zweifel, dass die Hetzjagd einen fremdenfeindlichen Hintergrund hat. Sowohl der Bürgermeister als auch die Polizei haben eine "Kirmesschlägerei" nicht ausgeschlossen. Der Kriminalitätsexperte Christian Pfeiffer aus Hannover wirft der Polizei vor, die Tat zu beschwichtigen und herunterzuspielen. Auch Eckert wirft der ostdeutschen Polizei einen zu laschen Umgang mit Gewalttaten von rechts vor. Die Beamten in Ostdeutschland hätten offenbar noch nicht gelernt, mit dem Phänomen umzugehen, oft würden Anzeigen nicht ernst genommen oder der fremdenfeindliche Hintergrund nicht erkannt. Der Grund, warum es vor allem immer wieder in Ostdeutschland zu solchen Taten kommt, sieht Eckert in der DDR-Vergangenheit: Die Menschen in den neuen Bundesländern hätten jahrelang nicht gelernt, mit Fremden und Fremdenfeindlichkeit umzugehen. Allerdings sei Rechtsextremismus kein rein ostdeutsches Phänomen. Es könne überall dort auftauchen, wo die Arbeitslosigkeit besonders hoch ist. Rheinland-Pfalz hält er allerdings wenig anfällig für Gewalt von rechts. Dem Land gehe es vergleichsweise gut, und man habe eine lange Tradition im Umgang mit Ausländern, sagt Eckert.

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