Kirchturmstürmer

TRIER. Die Initiative Region Trier (IRT) hat in den zwölf Jahren ihrer Existenz einige Höhen und Tiefen erlebt. Bundesweit fand das einstige Pionier-Projekt viele Nachahmer, in der Region blieb die Wirkung begrenzt.

"Wir wollen das Wir-Gefühl der Region stärken." So umrissen die IRT-Gründer im Februar 1994 das Hauptziel ihres Projekts. Es war eine kleine Schar von Kommunalpolitikern, Kammervertretern und Wirtschaftsleuten, allen voran der erste IRT- Vorsitzende Thomas Niewodniczanski von der Bitburger Brauerei. Gemessen an der Vielzahl von Grundsatzdebatten und der durch großzügige Landesförderung üppigen Geldmittel blieb der Wirkungsgrad der IRT in den ersten Jahren eher klein. Man beschränkte sich auf teure Image-Kampagnen in der überregionalen Presse. Eine Geschäftsführerin wurde eingestellt, man gründete reihenweise Arbeitskreise. Aber erst mit einer dramatischen politischen Entwicklung im Jahr 1998 kam die IRT in die Puschen. Das Land schaffte den alten Regierungsbezirk Trier ab. Die Initiative entwickelte sich zum Bannerträger des Protests. Angeführt vom neuen Vorsitzenden Harry Thiele heizte man den Mainzern kräftig ein. Gleichzeitig sah sich die IRT in der Pflicht, nun selbst stärker die Rolle eines Motors und Koordinators regionaler Aktivitäten zu übernehmen. Trotz schwieriger Bedingungen - das Land stellte seine Förderung ein - erlebte die IRT in den Folgejahren unter Thiele und Geschäftsführer Walter Born einen bemerkenswerten Höhenflug. In großen Regionalkonferenzen holte man die Multiplikatoren an einen Tisch, setzte Akzente in wichtigen Themenbereichen wie Kultur, Tourismus, Forschung. Die Arbeitskreise entwickelten Konzepte und Ideen, schoben Veranstaltungen wie die Landesgartenschau und die Konstantin-Ausstellung an. Eine "Arbeit über Kirchtürme hinaus" nennt Harry Thiele rückblickend diese Zeit. Dass die Verwaltungschefs von Stadt und Land seither eine "mehr oder weniger gute, aber kontinuierliche Zusammenarbeit pflegen", rechnet er auch dem Verdienst der Initiative Region Trier zu. Dass Kirchtürme bisweilen aus Beton bestehen, musste die IRT freilich auch feststellen. Im Jahr 2003 startete man das bislang ambitionierteste Projekt mit der Gründung einer "Kultur-Agentur", für die eigens der Intendant der Moselfestwochen, Hermann Lewen, geholt wurde. Er sollte die kulturellen Leuchttürme der Region ins rechte Licht setzen und so eine wirksame Außenvermarktung ermöglichen. Doch das Projekt scheiterte schon beim Versuch, sich auf die "Highlights" der Region zu einigen. Jede Lokalgröße vertrat ihre Partikular-Interessen, Lewen warf entnervt das Handtuch. Die "Dachmarke Kultur" habe "nicht funktioniert", räumt Thiele ein. Seither ist die IRT recht kleinlaut geworden. Zumal der erfolgreiche Antreiber Harry Thiele berufsbedingt immer weniger zur Verfügung stand. Nun soll Ex-Landrat Groß die Rolle der Lokomotive übernehmen.

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