"Klatsche mit Ansage"

Wie sicher sitzt Christian Baldauf im Sessel des CDU-Fraktionschefs? Nach dem Dämpfer mit nur 23 Ja-Stimmen bei der Vorstandswahl sorgen Spekulationen um eine gezielte Aktion gegen den Vormann für Wirbel. Und das drei Wochen vor dem Parteitag in Trier.

Mainz. Von einer "Klatsche mit Ansage" spricht ein Mitglied der Führungsriege der Fraktion: Anzeichen von Unmut habe es vorher genug gegeben. Für andere ist es ein Zufallsergebnis. Sogar Verschwörungstheorien mit gezielten Aktionen werden lanciert. Der herbe Rückschlag für Fraktionschef Christian Baldauf, der ihm bei der Vorstandswahl mit nur noch 23 Ja- und zehn Nein-Stimmen bei zwei Enthaltungen deutlich schwindenden Rückhalt signalisiert, sorgt in Mainz für Wirbel. Gezielte Aktion oder gar mögliche Verschwörung zu unterstellen, sei "absolut frei erfundener Quatsch", den er nicht kommentiere, sagt der Trierer Bezirksvorsitzende und Baldauf-Kritiker Michael Billen. Auch sein Koblenzer Bezirkschef-Kollege Adolf Weiland spricht von "erstunkenen und erlogenen" Unterstellungen.

Unmittelbar nach der Vorstandswahl hatten sich jüngere Abgeordnete wie Anke Beilstein und Bettina Dickes empört über die mangelnde Unterstützung für Baldauf gezeigt und "eine feste Gruppe von hemmungslosen Egoisten" für das Stimmergebnis verantwortlich gemacht, die im Untergrund keine Ruhe gäben. Es wäre besser gewesen, alte Querelen offen auszutragen, monierte auch ihr Kollege Arnold Schmitt (Riol/Mosel).

Es gibt eine große Gruppe von Unzufriedenen, sagt eine erfahrene Abgeordnete. Mit Lagerdenken habe dies allerdings nichts zu tun. Die Einzelstimmen gegen Baldauf haben sich summiert, heißt es hinter vorgehaltener Hand: "Hätte es tatsächlich einen organisierten Widerstand gegeben, wäre der Fraktionschef gekippt worden." Die Unzufriedenheit mit Baldauf reicht von fehlenden Schwerpunkten über Personalentscheidungen bis zum Hüpfen von Thema zu Thema. Intern in der Schusslinie steht Baldaufs Parlamentarischer Geschäftsführer Hans Josef Bracht, aber auch Multi-Funktionär, Fraktions-Vize und Generalsekretär Josef Rosenbaur, der zudem als Klinik-Manager arbeitet.

Vermisst werden beim Fraktionschef inhaltliche Impulse, strategische Planung und Integrationsbemühungen Der Warnschuss für den Vormann ist für einige Abgeordnete das Signal für eine notwendige schonungslose Analyse der Lage. Darauf mit Verschwörungstheorien zu reagieren, sei ein absoluter Tiefpunkt. Bislang, so räumen auch Unterstützer Baldaufs ein, profitiere die CDU allein von den Fehlern der SPD. Wie sauer die Parteibasis über die Fraktionskämpfe ist, hat die Wittlicher Abgeordnete Elfriede Meurer bereits zu hören bekommen. Sie stellt nur ratlos fest: "Wenn einer meint, er kann es besser als Baldauf, muss er aufstehen und kandidieren."

Baldauf hält sich bedeckt und lässt über seine Sprecherin nur wissen, dass "diese Angelegenheit" am nächsten Mittwoch in der Fraktion diskutiert werde. Doch die Führungsfrage steht im Raum. Mit Spannung darf auf den CDU-Landesparteitag am 13. September in Trier geschaut werden.

Dort wird nicht nur Kanzlerin Angela Merkel erwartet - auch Vorstandswahlen stehen an.

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