Kleine, verrufene Teilchen

GRIESHEIM/TRIER. Nano-Produkte: Seit einiger Zeit gibt es immer mehr Mittel, die auf der angeblichen Zukunftstechnologie beruhen. Einige sind jedoch in Verruf geraten. Unter anderem einige Produkte der Neosino AG. Dahinter steckt der ehemalige Sponsor der Trierer Bundesliga Handballerinnen.

Nano-Technologie - das klingt wie Raumschiff Enterprise. Glaubt man Wissenschaftlern und Herstellern, dann liegt in den Millionstel Millimeter kleinen Atomen und Molekülen tatsächlich die Zukunft. Überschwänglich wird Nano-Technologie bereits als die Schlüsseltechnologie des 21. Jahrhunderts gepriesen - "eine Zukunftstechnologie mit Visionen", wirbt das Bundesforschungsministerium euphorisch. Doch Verbraucherschützer und Wissenschaftler warnen: Noch seien die Risiken der Technologie nicht erforscht. Niemand könne sagen, ob die industriell veränderten Partikel in den menschlichen Körper eindringen und ob sie dort Schaden anrichten können. Trotzdem versprechen Hersteller und Vertreiber der Mittel wahre Wunder. "Nie mehr Fensterputzen" ist nur eins davon. Dank der Teilchen in Putzmitteln sollen glatte Flächen versiegelt und so unanfälliger für Schmutz werden - durch den "Lotuseffekt". Kürzlich musste die Lebensmittelkette Penny solche Nano-Produkte aus den Regalen nehmen, weil Benutzer kollabierten (der TV berichtete). Damit dürften viele zum ersten Mal dem Begriff Nano-Technologie begegnet sein, die sich an der Börse starker Beliebtheit erfreut. Vergangene Woche legte die Firma Bio-Gate, die Oberflächen mit mikroskopisch kleinen Silber-Partikeln überzieht, um sie gegen Krankheitserreger zu schützen, einen fulminanten Börsenstart hin. Die Aktien der in Griesheim bei Frankfurt beheimateten Firma Neosino machten gleich beim Börsenstart im Januar ein Plus von fast 70 Prozent. Neosino vertreibt Nahrungsergänzungsmittel, die angeblich die natürliche Leistungsfähigkeit und schnelle Regenerationszeit des Körpers unterstützen. Hinter Neosino steckt ein in Trier nicht Unbekannter: Edmund Krix, bis vor drei Jahren Sponsor der Trierer Handball-Miezen. Krix, gelernter Informationselektroniker, ist Mehrheitsaktionär des Unternehmens. 1983 gründete er den Computer-Reparatur-Dienst Teleplan, den er 1998 an die Börse brachte. Der 46-Jährige gilt als mehrfacher Millionär. Mit seiner Stiftung Kids Care unterstützt er Behinderte.Bayern München wirbt für Neosino

Vor ein paar Wochen wurde bekannt, dass die Staatsanwaltschaft Darmstadt gegen Neosino wegen Kapitalbetrugs ermittelt. In dem vertriebenen Spray und den Trinkampullen sollen angeblich keine nachweisbaren Wirkstoffe drin sein, berichtete das Fernsehmagazin "Panorama". Neosino, das seine Mittel von Bayern-Star Roy Makaay bewerben und über die Internet-Seite des Bundesligisten vermarkten lässt, konterte mit Gegengutachten: In den Mitteln seien Mineralien in Nano-Größe nachgewiesen worden. Die Produkte seien unbedenklich, sagt auch Unternehmenssprecher Hartmut Schulz. Man werde die "Verunsicherungen" aus der Welt schaffen und das Vertrauen von Partnern, wie etwa dem Deutschen Sportbund, der die Mittel empfohlen hatte, zurückgewinnen.

Beim Sportbund (DSB) hat man jedoch einen Schlussstrich unter die Zusammenarbeit gezogen, hieß es auf TV-Anfrage. Man sei dem Unternehmen "auf den Leim gegangen", so ein Sprecher. Allerdings wirbt Neosino auf seiner Internetseite weiter mit dem Sportbund-Logo.

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