Kliniken auf dem Land droht das Aus

MAINZ. Die Krankenhäuser auf dem Land fürchten um ihre Existenz. Weitere Sparvorgaben durch die Gesundheitsreform gingen an die Substanz, monieren die Klinik-Leiter. Sie sehen die flächendeckende Versorgung in Gefahr.

Steigende Personalausgaben und höhere Mehrwertsteuer, aber politisch verordnete Kürzungen bei den Einnahmen: Vor allem kleinere kommunale und gemeinnützige Krankenhäuser werden dicht machen müssen, wenn die Gesundheitsreform so wie beschlossen greift, befürchtet Rainer Klein, Landesvorsitzender der Krankenhausdirektoren. Seit 1993 sind die Kliniken nach seinen Angaben durch die vorgegebene Deckelung der Budgets auf Sparkurs. Nun gibt es für ihn keine Reserven mehr, wie er bei einer Anhörung der CDU-Landtagsfraktion sagt. Unzureichende Fallpauschalen und begrenztes Patientenaufkommen setzen vor allem den kleineren Krankenhäusern zu. Dass irgendwann nur noch Kliniken in Oberzentren zu finden sind, ist für Klein nicht unwahrscheinlich. Mehr als 800 000 Euro Einsparungen drohen laut Geschäftsführer Horst Ludes 2007 am St.-Nikolaus- Stiftshospital in Andernach. Umgerechnet 15 Vollzeitstellen müssten abgebaut werden, 40 wurden bereits in den vergangenen Jahren gestrichen. "Wir sind bei Ärzten und Schwestern am Ende der Fahnenstange", so Ludes. Bei weiteren Einschnitten könne das Niveau nicht mehr gehalten werden. Auch für Winfried Mohr vom Marienkrankenhaus Cochem steht fest, dass kein Personal mehr reduziert werden kann. Weil er nicht an die Altersrücklage der Ordensschwestern gehen will, soll massiv der Landkreis um Hilfe angegangen werden, "wenn wir nicht verkaufen wollen". Laut Klein stehen durchaus private Krankenhausträger und US-Investoren bereit, Kliniken zu übernehmen. Doch dann würden nicht mehr - wie bislang oft in Verbünden - stärkere Kliniken auch kleine Krankenhäuser "mitfüttern", fürchtet er. Zu erwarten seien vielmehr Schließungen und "knallharte Kürzungen beim Personal". Die Klinik-Direktoren räumen ein, dass es mittlerweile auch unter den Krankenhäusern einen Verteilungskampf um Patienten gibt. Die Qualität spielt inzwischen bei der Auswahl der Klinken für die Patienten eine gewaltige Rolle. Es müsse gespart und geschrumpft werden, aber nicht bei der Qualität, so Dieter Römer vom Westpfalz-Klinikum Kaiserslautern. Dieser Spagat sei allerdings nicht mehr zu leisten. Auch gegen die vielfache Einordnung als "Kostentreiber" wehren sich die Krankenhäuser. Im Durchschnitt werde der Patient zum selben Entgelt behandelt wie vor 20 Jahren. Vor allem durch verstärkte ambulante Behandlung und eine engere Verzahnung mit den Fachärzten könnten aus Sicht der Kliniken neue Potenziale erschlossen werden. Doch grundsätzlich geht es ihnen nach eigenen Angaben wie vielen Ärzten: Die bessere Honorierung der Leistungen für Privatpatienten hilft beim Ausgleich des Defizits bei den Kassenpatienten. Gleichzeitig bleiben laut Verwaltungschefs beim ständigen Kampf gegen die Kostenlawine jedoch Investitionen in Forschung, Entwicklung und Instandhaltung auf der Strecke. Dadurch gehe der Anschluss an die internationale Entwicklung verloren.

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