Kommt der ICE, fallen Züge weg

TRIER. Ein Intercity-Express (ICE) soll Trier über den Flughafen Köln/Bonn ab Dezember direkt mit Berlin verbinden. Die Bahn hat bestätigt, an diesem Plan zu arbeiten (der TV berichtete), will aber keine Angaben zu den Fahrzeiten machen. Doch genau diese sorgen zur Zeit für Verwirrung, denn der Hochgeschwindigkeitszug ist länger unterwegs als eine bereits bestehende Verbindung nach Berlin.

Noch ist die ICE-Verbindung zwischen Trier und der Bundeshauptstadt keine beschlossene Sache. Das Eisenbahn-Bundesamt in Bonn prüft den Antrag der AG Personenfernverkehr, den ICE ab Köln auf der rechten Rheinseite über den Flughafen Köln/Bonn und Koblenz nach Trier fahren zu lassen. Das hauptsächliche Hindernis ist ein nicht für den Fernverkehr freigegebener Tunnel bei Köln-Porz, durch den der ICE rollen müsste. Nach TV-Informationen arbeitet die Bahn bereits seit längerem an dieser Verbindung. Vor Monaten soll sie mit dem für Personenverkehr zuständigen Zweckverband über eine notwendige Verlegung eines zeitgleich auf der Moselstrecke fahrenden Regionalexpress verhandelt haben. Experten gehen davon aus, dass die Bahn die Fernverbindung von Trier nach Berlin ernsthaft betreibt. Allerdings gehe es dem Unternehmen in erster Linie um eine schnellere Anbindung an den Köln-Bonner Flughafen. Was bedeuten könnte, dass die Weiterfahrt nach Berlin bei geringer Auslastung wieder gekappt wird. Bei der Bahn selbst hält man sich jedoch weiterhin bedeckt. Während der CDU-Bundestagsabgeordnete Bernhard Kaster das "Tunnelproblem" für eine "reine Formalie" hält, verweist man bei der Bahn weiterhin auf die Prüfung durch das Eisenbahnbundesamt. Selbst die von Kaster genannten Abfahrzeiten des ICE will das Unternehmen nicht bestätigen. Kasters direkter Konkurrent, der SPD-Wahlkreisabgeordnete und Finanz-Staatssekretär Karl Diller, kritisiert den neuen ICE. Die Fahrzeit sei für einen ICE außergewöhnlich lang. Und: "Dieser Zug ersetzt eine Verbindung, die derzeit um 5.12 Uhr Trier verlässt und trotz Umsteigens in Koblenz und Köln nach sechs Stunden und 51 Minuten Berlin erreicht", meldet der Sozialdemokrat. Der Wegfall dieser Verbindung wird von der Bahn jedoch nicht bestätigt. Dillers Fazit: "Das Angebot, wenigstens einmal am Tag eine durchgehende Verbindung zwischen Trier und Berlin zu schaffen, ist nur oberflächlich betrachtet ein Fortschritt." Die damit verbundenen Nachteile seien "inakzeptabel und scharf zu kritisieren". Das wiederum will Kaster auf "seinem" ICE nicht sitzen lassen. "Die momentane Verbindung nach Berlin über Köln und Koblenz erreicht man fast nie, weil die Umsteigezeiten viel zu kurz sind", sagt der CDU-Direktkandidat. "Die Direktverbindung ist wesentlich komfortabler." Zumal die tatsächliche Fahrzeit des Zuges am Ende bei sieben Stunden liegen werde. Fest steht aber, wenn der ICE nach Trier kommt, werden definitiv zwei IC-Verbindungen dafür gekappt. Nach TV-Informationen ist geplant, den IC um 12.49 Uhr aus Koblenz zu streichen, genauso wie die Verbindung ab 13.09 Uhr in Richtung Koblenz. Regionalzüge sollen die Verbindungen ersetzen.

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