Kompromiss sichert Kinderstube

HAHN. Der Naturschutzbund Nabu zieht seine Klage gegen den Ausbau des Flughafens Frankfurt-Hahn zurück. Hintergrund ist ein außergerichtlicher Vergleich zwischen dem Verband und der Flughafenbetreiber-Gesellschaft.

 Wo Bäume fallen, schwindet auch der Lebensraum der Mopsfledermaus, wie hier bei den ersten Rodungsarbeiten für die verlängerte Startbahn am Flughafen Hahn im Januar 2005. Ein Kompromiss zwischen Flughafen und Naturschützern soll nun den Fortbestand der seltenen Art sichern. Foto: TV-Archiv/Winfried Simon

Wo Bäume fallen, schwindet auch der Lebensraum der Mopsfledermaus, wie hier bei den ersten Rodungsarbeiten für die verlängerte Startbahn am Flughafen Hahn im Januar 2005. Ein Kompromiss zwischen Flughafen und Naturschützern soll nun den Fortbestand der seltenen Art sichern. Foto: TV-Archiv/Winfried Simon

Strahlende Gesichter im Abflugbereich des Hunsrück-Airports: Flughafen-Chef Jörg Schumacher überlässt es Siegfried Schuch vom Naturschutzbund Nabu, die Details der Einigung vorzustellen: Das Unternehmen verpflichtet sich, Wald zu kaufen. Rund 20 Hektar sollen forstwirtschaftlich nicht weiter genutzt werden, um den Lebensraum der seltenen Mopsfledermaus zu bewahren. Die Flächen, die den umliegenden Gemeinden gehören, sollen mit einer Grunddienstbarkeit für den Nabu gesichert werden. Zusätzlich sollen Waldschneisen als Jagdflächen für die Tiere entstehen. Ein Lenkungskreis, der in Frage kommende Flächen eruiert und einen Maßnahmenkatalog entwickelt, wird eingerichtet. Im Gegenzug zieht der Nabu seine Verbandsklage zurück.Der Verband hatte im Vorfeld gegen den Planfeststellungsbeschluss für die 37 Millionen Euro teure Erweiterung der Rollbahn prozessiert und reagierte damit auf die seiner Auffassung nach fehlerhafte Beurteilung bezüglich der Tragweite des Eingriffs in den Lebensraum der Mopsfledermaus. Deutliche Kritik richtet der Nabu-Vorsitzende gegen das Landesamt für Umweltschutz, Wasserwirtschaft und Gewerbeaufsicht, das den Eingriff als nicht erheblich bewertet habe. Die Einschätzung der Behörde sei in den Planfeststellungsbeschluss eingeflossen. Im Nachhinein fühlt sich der Nabu in seiner Haltung bestätigt. Denn die EU habe von Rheinland-Pfalz Nachmeldungen im Zusammenhang mit Schutzgebieten für die Tierart gefordert.

Was ist das für eine Kreatur, um die sich die Verhandlungen drehten? Sie ist vier bis sechs Zentimeter groß, sechs bis 14 Gramm schwer. Und sie ist selten geworden. In Rheinland-Pfalz ist nur eine einzige Stätte bekannt, in der die Säuger Nachwuchs großziehen - in Flughafennähe. Knapp 100 Tiere leben laut Nabu dort, bevorzugt unter der abgeplatzten Rinde teils abgestorbener Bäume. Ein Lebensraum, der häufig nicht von Dauer ist. Eine einzige Specht-Attacke könne einen Umzug der Tiere erzwingen. Wenn keine Bäume nachwachsen, die Fledermäusen Quartier bieten, dann sei das Ende des Vorkommens programmiert, sagte Schuch. Flughafen-Chef Schumacher spricht von einem "außergewöhnlichen Schritt in Richtung vertrauensvolle Zusammenarbeit". Bei Wirtschaftsminister Hans-Artur Bauckhage bedankt er sich für die Vermittlerrolle des Ministeriums. Bauckhage lobt das Ergebnis als "gelungenen Ausgleich zwischen Ökonomie und Ökologie". Dass der Flughafen-Ausbau von Gerichten nicht mehr gestoppt wird, diesem Ziel ist der Betreiber näher gekommen. Allerdings besteht die inhaltsgleiche Klage des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland weiter.

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