Krisentreffen ohne Kommandeur

OBERKAIL. Eineinhalb Wochen nach dem Absturz eines Kampfjets vom Typ F-16 bei Oberkail (Kreis Bitburg-Prüm) haben die Amerikaner die Unglücksstelle komplett geräumt. Um derartige Beinahe-Katastrophen in Zukunft zu verhindern, sollen die US-Militärs jetzt ihren Notfallplan überarbeiten, fordern deutsche Kommunalpolitiker.

Am Montagmorgen erinnert an der Oberkailer Unglücksstelle so gut wie nichts mehr an die Beinahe-Katastrophe elf Tage zuvor. Das ganze Wochenende hindurch hatten Angehörige der US Air Base Spangdahlem selbst kleinste Teile des Unglücks-Kampfjets eingesammelt und zum nahe gelegenen Flugplatz transportiert. Dort untersucht jetzt ein Team amerikanischer Spezialisten das Wrack - auf der Suche nach der Unglücksursache. "Einige Wochen wird das dauern", sagte gestern Oberst Peter Davidson, der Chef des Untersuchungsteams.Mehr als eine Mast-Kollision?

Die F-16 war am Donnerstagmittag vor zwei Wochen nur wenige hundert Meter neben dem Eifelort Oberkail in ein Feld gekracht, nachdem der Pilot sich kurz zuvor per Schleudersitz aus der Maschine katapultiert hatte (der TV berichtete mehrfach). Angeblich hatte der Pilot zuvor beim Landeanflug auf die Air Base versehentlich einen Licht- oder Antennenmast an der Rollbahn berührt, wodurch das Fahrwerk des Jets beschädigt worden war.

Es war offenbar nicht das erste Mal, dass es in Spangdahlem zu einem solchen Zwischenfall gekommen ist. In einem F-16-Internetforum berichtet ein US-Pilot von mehreren ähnlich gelagerten Kollisionen mit Masten in den zurückliegenden Jahren, bei denen die Flugzeuge teilweise erheblich beschädigt worden seien. "War dies immer die Schuld der Besatzungen, oder gibt es möglicherweise eine andere Ursache?", fragt der Schreiber. Anwohner entlang der Air Base wollen beobachtet haben, dass die Piloten die Spangdahlemer Rollbahn häufig "sehr flach anfliegen, um sehr früh aufzusetzen".

Derweil sickerte gestern durch, dass es bereits am Freitag eine Art deutsch-amerikanisches Krisentreffen in der Verbandsgemeindeverwaltung Kyllburg gab. Hintergrund war die teils massive Kritik deutscher Stellen an der Informationspolitik der US-Militärs. Von deutscher Seite aus nahmen an dem Krisengespräch der Bitburg-Prümer Vize-Landrat Michael Billen, Kyllburgs VG-Bürgermeister Bernd Spindler und der Oberkailer Ortsbürgermeister Rudolf Densborn teil, von US-Seite Sprecherin Hauptmann Diane Weed und ihr deutscher Kollege Bernd Schäfer. Ursprünglich sollte angeblich auch Flugplatz-Kommandeur Darryl Roberson mit am Tisch sitzen. Doch der Oberst hatte sich kurzfristig entschuldigen lassen.

Zu dem Ergebnis des Gesprächs wollten sich die Teilnehmer auf TV-Anfrage nicht äußern. "Wir haben Stillschweigen vereinbart. Daran halte ich mich auch", sagte Oberkails Ortschef Rudi Densborn.

Aus gut unterrichteten Kreisen verlautete allerdings, dass vor allem Densborn von den Amerikanern eine Verlegung der so genannten Ausstiegszone und damit eine Änderung des Notfallplans fordert. Dass es für den Spangdahlemer Flugplatz einen solchen Ausstiegspunkt ("Bailout point") gibt, an dem Piloten im Notfall per Schleudersitz aus ihrem Jet aussteigen sollen, war vor dem Absturz in der Region nicht bekannt. Nicht einmal die Landesregierung war informiert. Dabei haben die Amerikaner die exakten Koordinaten sogar im Internet veröffentlicht, wie der TV bereits vorigen Mittwoch berichtete. Der Punkt liegt nördlich eines kleinen Waldstücks über einem Feld zwischen den Eifeldörfern Gindorf, Oberkail und Orsfeld. Was passieren kann, wenn der Jet nach dem Ausstieg des Piloten nicht - wie geplant - geradeaus weiterfliegt und in einen angrenzenden Wald stürzt, hat das Unglück vor eineinhalb Wochen gezeigt. Nur um Haaresbreite "verfehlte" die führerlose Maschine Oberkail.

Die Amerikaner gaben auf TV-Anfrage gestern keine Stellungnahme ab.

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